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23.9.2021 Exotenhaltung und Politik, was man sich in Erinnerung rufen sollte
Nein, wir Exotenhalter haben es nicht vergessen, dass fast alle Parteien uns in den letzten Jahren konsequent in den Rücken gefallen sind und es spielt auch keine Rolle, ob in einem Wahlprogramm etwas von Verboten steht oder nicht. Am Ende zählen Taten und es sind diese Tatsachen, die man sich am 26.9.21, also der Bundestagswahl am kommenden Sonntag, noch mal vor Augen führen sollte. Dabei sollte es egal sein, was irgendeine Partei verspricht (ob die Wahlversprechen eingehalten werden, steht ohnehin oft auf einem anderen Blatt), wichtiger ist ohnehin zu welchen Themen geschwiegen wird und was für uns als Tierhalter noch wichtiger sein sollte ist das sog. konkludente Handeln – also das schlüssige Handeln, aus dem wir die Willenserklärung unserer Politiker herauslesen können.
Was außerdem kaum einer weiß, zwei von drei Kanzlerkandidaten, waren schon mal aktiv an Tierverboten beteiligt.
Das sog. konkludente handeln (1), also schlüssiges Handeln, ist jedem der mal ein Einführungssemester in Rechtswissenschaften gehört hat wohlbekannt. Es wird im Vertragsrecht angewandt und bezeichnet, dass Zustandekommen, eines rechtsverbindlichen Vertrages zwischen zwei Parteien. Schlüssiges handeln ist für unsere Juristen offensichtlich mehr nur eine vage Vermutung, es kann durchaus verfahrensentscheident auf ein Gerichtsurteil einwirken.
Es ist daher mehr als legitim, diese Definition auf das Verhalten unserer politischen Akteure anzuwenden, zumal sie sich so ungern vor einer wichtigen Wahl festlegen wollen – man soll erst mal seine Stimme abgeben und dann mal schauen, ob man am Ende bekommt was man wollte oder nicht. Dass Wahlversprechen nicht eingehalten werden, daran hat sich der Bürger schon gewöhnt und seit dieser Wahl sicherlich auch daran, dass entscheidende, aber unpopuläre Themen und Probleme einfach ignoriert werden (wie das Wiederherstellen unserer Grundrechte, worunter nebenbei bemerkt auch die Tierhaltung fällt). Wichtiger als dass was im Wahlprogramm steht, könnte also sein, was eben nicht darin steht. Genau hier irren Verbände wie der VDA (2) meiner Meinung nach auch, wenn man sich sicher wähnt darin, dass neue Verbote explizit nicht gefordert werden, daraus zu folgern, dass es keine neuen Einschränkungen und Verbote für Tierhalter geben wird.
Wir waren uns als Bürger auch mal sicher, dass man Grundrechte, die der Ewigkeitsklausel unterliegen auch nicht aussetzen kann (3) und wenn ein Politiker behauptet „mit dem Wissen von heute „(4) würde es keine neuen Schließungen geben und der Bürger glaubt ihm dass und prompt kommt es wieder zu Schließungen, die nun schon weit über 8 Monate andauern, dann wird einem langsam klar, dass man Politikern besser gar nichts glauben sollte und es Taten sind, die für sich sprechen. Nichts davon stand in irgendeinem Programm und dass man als Politiker verbindlich ehrlich sein muss, offenbar auch nicht.
Genau darum ist es vollkommen egal was in einem Programm steht oder nicht steht, man sollte sich Tatsachen in Erinnerung rufen, z.B. dass die Linke immer wieder negativ auffällt mit fragwürdigen Anträgen, wie zuletzt Mitte letzten Jahres, wo Corona herhalten sollte um die Tierhaltung einzuschränken, was von Seiten des VDA zurecht scharf kritisiert wurde (5). Auch wenn die Linke nicht überall in Regierungsbeteiligung ist, so handelt es sich hierbei keines Falls um einen Einzelfall, so forderte die Linksfraktion in Hamburg im April diesen Jahres ein Verkaufsstopp lebender Tiere auf Hamburgs Märkten (6), SPD und Grüne konnten sich nicht schnell genug anschließen. Diese drei Parteien werden uns jetzt noch Häufiger in unheiliger Allianz begegnen. Kaum ein Monat später forderten Bremer Grüne die dramatische Einschränkung der Heimtierhaltung (7), dass es sich bei der Heimtierhaltung um ein Grundrecht handelt, wie das Rechtsgutachten zum Heimtierhaltung 2018 ergab, kümmert sie wenig – warum auch, wir leben schließlich in Zeiten wo Grundrechte außer Kraft gesetzt sind und eine Bundesregierung mit Erlässen durchregiert und sich fast täglich neue Gründe ausdenken muss, warum die „Notstandgesetze“ weiterbestehen müssen – freilich, ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich leicht ungeniert, also, wen interessieren schon Grundrechte, neuerdings auch „Privilegien“ genannt?
Nicht nur im Landtag, sondern auch im Bundestag, fallen die Grünen immer wieder mit absurden Forderungen auf, wie zuletzt im
August des vergangenen Jahres (8). Kaum ein Monat später kam ein ähnlich unsinniger Antrag von den Grünen im Niedersachsichern Landtag zur Abstimmung (9). Fast immer geht es dabei um „Wildtierverbote“, ein herrlich undifferenzierter Begriff, unter dem sich jeder fantasiebegabte Bürger*INNEN etwas eigenes vorstellen kann. Einzig eine konkrete Definition findet sich nicht, wozu auch? Überhaupt ist der Begriff „Wildtierverbot“ äußerst populär, so versuchte sich die Linke 2017 an einem allgemeinen Bundesweiten Wildtierverbot (10). Sie ist damit nicht alleine, auch die SPD hat sich durch ihre Forderungen zum Wildtierverbot schon mehrfach unbeliebt gemacht, so z.B. 2015 (11) in Fürth, 2016 in Hessen auf Landesebene (12) und 2019 in Berlin auf Landesebene (13). Auch 2018 gab es in Kiel schon ähnliche Debatten (14) von Seiten der SPD, festhalten sollte man dabei, dass es nie einen konkreten Auslöser gab, wie etwa schlechte Bedingungen für die Tiere. Es ist einfach populär Verbote zu fordern, selbst dann, wenn die Einrichtungen von Veterinären regelmäßig kontrolliert und abgenommen werden. Verbieten aus Prinzip, weil man sich damit hofft dem Wähler anzubiedern, aus komplett ideologischen Gründen, um mehr scheint es dabei nicht zu gehen.
Die Grünen haben das Thema „Wildtierverbote schon so oft auf Kreis, Landes und Bundesebene eingebracht mit absurdesten Begründungen, dass es ermüden würde hier auf jeden Punkt einzugehen. Die Verbotsforderungen der Grünen sind fast so alt wie die Partei selbst. Mal ist es der „Artenschutz“, mal der „Tierschutz“, aber bei genauerer Betrachtung stellt man immer wieder fest, dass von beidem nicht viel verstanden wird und es die Ideologie ist, die die populistische Forderung macht. Fakt ist, dass man kaum darüber hinwegtäuschen kann, dass die Grünen für Totalverbote sind (15).
Ums wohl von Mensch und Tier geht es dieser Politik schon lange nicht mehr – dass kennen wir ja auch von anderen Themenfeldern und wir können hier wunderbar beobachten, wie ein Ideal (Tierschutz, Artenschutz, usw.) zu einer Ideologie wird (Haltungsverbote, Bürokratisierung der Tierhaltung mit Registrierungswahn, unnötige Auflagen und Kostenerhöhung, Schikane von Tierhaltern, Gefahrtierverordnungen, usw. ).
Dass Verbote dem Artenschutz schaden, wen interessierts? Und wenn es nicht um schützenswerte Arten geht, dann kommt die Angst-Keule. „Gefahrentiere“, um Gottes Willen, muss man denn so was halten?!
Dass von jedem Tier eine „tiertypische Gefahr“ ausgeht, wie Gerichte schon mehr als einmal festgestellt haben und auch das Verfassungsgericht nicht zwischen „gefährlichem Tier“ und „ungefährlichem Tier“ unterscheidet, wen interessierts? Und dass sämtliche Statistiken und harten Zahlen, diese These mehrfach unterstreichen, wen juckts?
Es kommt fast nie ein Dritter zu Schaden und selbst die Halter sog. Gefahrentiere, kommen fast nie zu Schaden. Unfälle sind eine seltene Ausnahme, die ausschließlich auf menschliches Versagen zurückgehen und trotzdem kommt es praktisch nie zu einem Todesfall (gut dass wir hier mal richtig aufräumen, ein Toter in 7 Jahren, ein Skandal, dass gehört verboten! Gut abgelenkt, kommt man gar nicht auf die Idee nach harten Zahlen zu Schäden durch experimentelle Impfstoffe zu fragen – Ups, da wird man doch glatt zum Corona-Leugner, wenn man selbst denkt und hinterfragt, mal gut, dass es noch keinen „Gefahrtier-Leugner“ gibt - und hieran sieht man übrigens, wie Ideologie sich in Fanatismus verwandelt, jetzt werden schon religiöse Begriffe verwendet um Menschen zu verunglimpfen. Mal sehen wann die Inquisition wieder da ist. Hauptsache eine sachliche Debatte wird vermeiden.).
Merkt ihr was? Man muss sich fast täglich neue Gründe einfallen lassen, warum dieses oder jedes „böse“ ist. Ob „Wildtiere“, „Gefahrentiere“, „Artenschutz“ oder sonst was. Täglich kommt die neueste Ausrede, warum die Tierverbote gut und richtig sind und endlich hermüssen. Dass erinnert doch stark an die letzte Panik-Inzidenz. Worum geht es hier eigentlich?
Doch bisher waren wir nur in der Aufwärmphase, denn fordern ist das Eine, ein Verbot zu Verabschieden, etwas völlig Anders. In Niedersachsen trat die Gefahrtierverordnung 2000 in Kraft (16) unter Führung der SPD (17). In Thüringen trat 2011 eine Gefahrtierverordnung in Kraft (18) unter der seit 2009 regierenden Koalition aus SPD und CDU (19). Berlin erließ im Jahr 2017 eine Gefahrtierverordnung (20) unter einer seit 2016 bestehenden Koalition aus Grünen, SPD und Linken (21). In Hamburg wurde 2013 eine Gefahrtierverordnung erlassen (22) unter SPD-Fürhung und dem damaligen, seit 2011 regierendem Bürgermeister Olaf Scholz (da können wir als Exotenhalter erahnen was auf uns zukommt) (23).
Auch in Bremen gab es 2012 ein sog. Gefahrtierverot (24), beschlossen von der seit 2011 regierenden Koalition aus SPD und Grünen (25).
Noch weitere Bundesländer haben Gefahrtierverordnungen und ganz besonders frech wird es im Fall Schleswig-Holsteins (26), wo dies unter das „Naturschutzgesetz“ fällt, als ob die Haltung von Tieren automatisch etwas kriminelles wäre, in völliger Ignoranz zu der Tatsache, dass fast alle gehaltenen Exoten, aus Nachzucht in Menschenhand stammen. Seit 2020 beglückt uns nun auch in Nordrhein-Westfalen ein Gefahrtiergesetz (27), ein Vorgänger wurde schon Jahre vorher von den Grünen eingebracht, kam aber bisher nie zum Erfolg. Erfolgreich wurde es erst unter einer Koalition aus CDU und FDP, die unter Ministerpräsident Armin Laschet seit 2017 die Regierung stellen (28). Wieder ein Kanzlerkandidat, falls noch jemand Zweifel haben sollte, ob uns heiße Zeiten erwarten oder nicht.
Das SPD, Linke und vor allem die Grünen nicht nur Totalverbote fordern, sondern auch in Regierungsbeteiligung aktiv daran mitwirken, sollte mittlerweile klar sein. Bisher haben uns CDU und FDP in der Regel auch in Ruhe gelassen, dass hat sich spätestens seit NRW 2020 fundamental geändert.
Von den 3 Kanzlerkandidaten, tauchen alleine zwei aktiv bei der Mitwirkung an Exotenverboten auf, die dritte, Baerbock, dürfte damit aber am wenigsten ein Problem haben, egal ob sie es explizit so sagt oder nicht.
Es ist fast etwas schade, dass der DGHT in seiner Infopost zur Wahl zwar die Programme von Grünen, SPD, CDU, FDP und Linken eingeht, aber kaum auf deren Mitwirkung an faktischen Verboten aufmerksam gemacht hat (29) und gleichzeitig diese Thematik bei mindestens zwei anderen Parteien, die für die Wahl interessant werden könnten, gar nicht erst behandelt. Wenigstens eine dieser Parteien wurde zumindest vom ZZF befragt (30) und deren Antwort auch vorgestellt.
Es stellt sich angesichts der oben zusammengefassten Ereignisse die Frage, ob der konventionelle Weg, mit den Parteien in Dialog zu treten, auch wenn sie aktiv an Verboten beteiligt sind und auch in Zukunft beteiligt sein werden, sinnvoll ist, besonders dann, wenn 2 von 3 Kanzlerkandidaten bereits aktiv an Verbotspolitik mitgewirkt haben. Gleichzeitig wird kaum ein Gedanke an kleinere Parteien verschwendet, die uns gegenüber durchaus aufgeschlossener sein könnten. Es ist sicher auch kein Zufall, dass es nicht mehr nur der DGHT ist, der sich für die Exotenhalter politisch einsetzt. Auch der VDA hat dazu hervorragende Arbeit geleistet. Doch es tut sich einiges, auch die IG Gefahrtierhalter ist mittlerweile eine wichtige Kraft geworden (31), die mit unseren Gegnern in Politik und Medien weit weniger zurückhaltend ist und damit bei ihren Fans äußerst erfolgreich ist.
Wir Exotenhalter sind nicht wenige und organisieren uns immer mehr, trotzdem hat man das Gefühl, dass wir von der Politik komplett ignoriert werden. Politiker scheinen nur auf Druck zu reagieren und dazu kann eine Wahl mit abstrafendem Ergebnis, durchaus ein wichtiges Instrument sein.
Egal wie die Wahl ausgeht, es wird für uns sicher schwieriger werden unsere Tierhaltung zu verteidigen, aber am schlimmsten wäre es, dass kann man auch objektiv so festhalten, wenn oben genannte Verbotsparteien, auch noch in ihrer Politik bestärkt werden würden durch ein gutes Wahlergebnis. Die Gruppe der Nichtwähler könnte somit mal wieder zum eigentlichen Verlierer der Wahl werden und auch wir Tierhalter werden dass empfindliche spüren, ganz gleich ob nun durch direkte oder indirekte Verbote.
Mit Blick auf die Kanzlerkandidaten muss man leider festhalten, dass praktisch alle gegen uns sind. Genau darum stellt sich die Kernfrage bei dieser Wahl, ob ein „weiter so“ überhaupt ein sinnvoller Ansatz sein kann.
Quellen (soweit nicht im Text ausdrücklich genannt):
(1) Konkudentes Handeln
https://www.juraforum.de/lexikon/konkludente-handlung
(2) Wahlprüfsteine VDA
https://vda-online.de/blog/entry/205-spd-beantworten-unsere-wahlprüfsteine/
(3) Ewigkeitsklausel
https://staatsrecht.honikel.de/de/verfassungsgrundsaetze.htm
(4) Mit dem Wissen von heute
(5) Tierhaltung einschränken wegen Corona
(6) Linke, SPD Grüne, Tierverkaufsverbote in Hamburg
(7) Bremer Grüne fordern Heimtierhaltung einzuschränken
(8) Grüne im Bundestag von DGHT kritisiert
http://zoos.media/medien-echo/dght-fragwuerdiger-antrag-fraktion-buendnis-90-gruene/
(9) Grüne im Niedersächsischen Landtag von DGHT gerügt
https://www.landtag-niedersachsen.de/drucksachen/drucksachen_18_07500/07001-07500/18-07353.pdf
(10) Bundesweites Wildtierverbot Linke 2017
https://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=215332
(11) SPD Wildtierverbot Fürth 2015
http://stadtrat.fuerth.de/vo0050.asp?__kvonr=50497
(12) SPD Wildtierverbot Hessen 2016
https://www.spdfraktion.de/presse/pressemitteilungen/wildtierverbot-zirkus-ueberfaellig
(13) SPD Wildtierverbot Landesebene Berlin 2019
https://parteitag.spd.berlin/cvtx_antrag/wildtiere-haben-im-zirkus-nichts-verloren/
(14) Kieler SPD und Wildtierverbote 2018
(15) Grüner fordert Exotenverbote 2014
(16) Gefahrtierverodnung Niedersachen 2000
(17) Landesregierung Niedersachen 2000
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Niedersächsischen_Ministerpräsidenten
(18) Thüringer Gefahrtierverbot 2011
https://www.landesrecht.thueringen.de/bsth/document/jlr-GefTierGTHrahmen
(19) Thüringer Landesregierung seit 2009
https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Thüringen_2009
(20) Berlin Gefahrtierverordnung 2017
https://www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/aufgaben/tierschutz/gefaehrliche-tiere/
(21) Berlin Landesregierung seit 2016
https://www.berlin.de/rbmskzl/regierender-buergermeister/senat/koalitionsvereinbarung/
(22) Gefahrtierverorndung Hamburg 2013
https://www.landesrecht-hamburg.de/bsha/document/jlr-GefTGHArahmen
(23) Landesregierung Hamburg seit 2011 unter Bürgermeister Olaf Scholz
https://de.wikipedia.org/wiki/Bürgerschaftswahl_in_Hamburg_2011
(24) Bremer Gefahrtierverbot 2012
(25) Bremer Landesregierung 2011-2015
https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/bremen_1317.htm
(26) Gefahrtierverordnungen anderer Bundesländer siehe auch Schleswig-Holstein Naturschutzgesetz
https://aspe-institut.de/pdf/Rechtliche_Regelungen_zu_Gift-u_Gefahrtieren_2021.pdf
(27) NRW Gefahrtiergesetz seit 2020
https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/landtag-beschliesst-gifttiergesetz
(28) Landesregierung NRW , siehe insbesondere Laschet Ministerpräsident
(29) DGHT Infopost zur Bundestagswahl
https://www.dght.de/files/web/newsletter/2021_03_DGHT-Infopost.pdf
(30) ZZF Wahlprüfsteine
https://www.zzf.de/themen/bundestagswahl-2021/wahlpruefsteine.html
(31) IG Gefahrtierhalter
18.6.2021 Positivlisten und grüner Unsinn
Der erste schleichende Schritt in Richtung Totalverbote, wird vermutlich in Form von Positivlisten daher kommen und auf den ersten Blick sogar „vernünftig“ wirken, doch bei genauerem Hinsehen, handelt es sich dabei um eine grundgesetzwidrige Maßnahme, die dem Artenschutz massiv schaden wird, die Terraristik weiter massiv spalten wird und letztlich sogar der Todesstoß der privaten Terraristik sein könnte. Warum dass nicht übertrieben polemisch ist, werden wir noch sehen, denn es gibt bereits Länder, in den diese Regelungen existieren und offenbar wollen wir, ähnlich wie die 42 Jahre andauernden Exotenverbote in Norwegen, erst mal die Fehler anderer wiederholen, bevor wir lernen, dass unüberlegter Aktionismus, am Ende nur Schaden und kein Nutzen bringen wird.
Kurz gesagt sind mit Positivlisten nur noch wenige Reptilien für die Privathaltung erlaubt, alles andere ist automatisch verboten und damit auch die eher seltenen und erhaltenswerten Arten. Wer auf der Liste landen wird, ist fraglich, dürfte aber massiven Streit auslösen. Welcher Nutzen sich daraus ergeben soll, erschließt sich niemandem mit gesundem Menschenverstand, weswegen die Fachverbände zurecht Sturm laufen gegen solche Vorstöße, wie sie zuletzt von den Grünen in Bremen gekommen sind. Aber auch die SPD befürwortet Positivlisten seit 2015 und sie wird wohl auch nicht die letzte sein, die sich dem Trend anschließt. Es bedarf dringend einer Aufklären unter Terrarianern, um zu verstehen was uns dann blüht und mit Blick auf die Bundestagswahl, könnte ein solcher Beschluss in einem Jahr schon Realität sein! Es ist halte höchste Zeit, sich geschlossen gegen solchen Unsinn zu stellen.
Zunächst einmal muss man wissen was Positivlisten überhaupt sind. Kurz gesagt handelt es sich um eine Liste erlaubter Tiere, was bedeutet, dass alle Tiere, die sich nicht auf der Liste befinden, damit verboten wären. In der Regel wird ein Platz auf der Liste nach verschiedenen Kriterien vergeben, etwa ob ein Tier sich „einfach und praktisch ohne Vorkenntnisse“ halten lässt oder „ob es gefährlich ist“ oder „ob Fachliteratur vorhanden ist“. Hier liegt schon der erste grobe Denkfehler, denn es werden damit nur Tiere auf der Liste landen, die ohnehin schon oft gehalten werden und eben deshalb auch oft schlecht gehalten werden. Für den Tierschutz tut man dadurch nichts, denn über eine Sachkunde sagt die Liste nichts aus. Auch stellt sich die Frage, welches Tier denn praktisch ohne Vorkenntnisse zu halten ist? Die Frage nach der „Gefährlichkeit“ wird auf Landesebene in etwa der Hälfte aller Bundesländer, durch sog. Gefahrtiergesetze beantwortet, die mit recht als grundgesetzwidrig gelten. Dazu gab es im Jahr 2018 ein umfassendes Rechtsgutachten, dass sich ausgiebig damit beschäftigt. Will man zur Zeit etwa in einem Bundesland mit Gefahrtierverordnung, ein solches Tier halten, bleibt oft nur der Klageweg, doch der Ärger lohnt sich oft. Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen Halter sich „Blankoscheine“ erklagt haben und jetzt praktisch alles halten dürfen, nur kann der Klageweg ja kein zukunftsfähiges Modell sein und für alle gehaltenen Reptilien erst recht nicht.
Auch stellen Positivlisten ein klaren Grundgesetzverstoß dar, da die Allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 1 Abs. 1 GG i.Verb. m. Art. 2. Abs.1. GG) massiv und vor allem unbegründet eingeschränkt wird. Tierhaltung fällt eindeutig hierunter, wie das Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung auch ausgiebig belegt hat. Das Bundesverfassungsgericht unterscheidet übrigens nicht zwischen „Gefahrtieren“ und „normalen Tieren“, denn es geht von jedem Tier eine potenzielle Gefahr aus. Für die Schaffung einer Gefahrenquelle, haftet nach BGB (§823 Abs. 1 BGB) übrigens der Verursacher, bzw. Inhaber. Dafür braucht es kein Gefahrtiergesetz.
Positivlisten benachteiligen nebenbei auch die Halter aller Tiere, die nicht auf der Liste stehen, was nach Art. 3 Abs.1 GG, ein klaren Verstoß gegen den Allgemeinen Gleichheitsgrundsatz darstellt. Es werden noch eine Reihe weiterer Verstöße hinzukommen, wie Art. 14 Abs. 1 GG, also das Eigentumsrecht und auch Art. 12 Abs. 1 GG, also die Gewerbefreiheit, dürfte in vielen Punkten davon berührt sein.
Ein solches Gesetz ist also nicht nur inhaltlich sinnfrei und würde daher keiner Verhältnismäßigkeitsprüfung standhalten, da weder der Zweck erfüllt wäre, noch ein Verbot ein erforderliches Mittel darstellt und somit auch kein geeignetes Mittel. Dieses Gesetz wäre daher klar Grundgesetzwidrig.
Für den Artenschutz wäre es eine Katastrophe, da es vor allem die seltenen und schwieriger zu haltenden Tiere sind, die besonders erhaltenswert sind. Da kann es auch gar keine Fachliteratur zu geben (die nicht selten übrigens von Privathaltern verfasst ist. Wir haben die ausgezeichnete Literaturlage in Deutschland überhaupt der Tatsache zu verdanken, dass so viele engagierte Terrarianer ihr Fachwissen in Form von Büchern weiter geben. Damit wäre nach so einem Gesetz Schluss.). Die Haltung und Zucht von Reptilien und anderen Exoten, macht überhaupt erst den Kern der Terraristik aus. Denn selbst die heute „leicht zu haltenden Arten“, haben mal angefangen, als schwer zu haltende Exoten, die instabil in der Haltung und fast unmöglich in der Zucht sind. Selbst der Königspython gehört dazu. Ja man mag es kaum glauben, aber der Königspython, heute massenhaft gezüchtet (und wirklich einfach in der Zucht, dass es schon schwer fällt hier überhaupt von „Zucht“ zu reden, da sich die Tiere ohne Zutun von alleine vermehren), waren noch in den 1970ern und 1980ern heikel in der Haltung und schwierig in der Zucht. Eugene Besette verfasste Anfang der 1980er Jahre eine wegweisende Abhandlung über das Reproduktionsverfahren des Königspythons und ebnete damit auch den Weg, für spätere Züchter.
Dieses kleine Beispiel zeigt bereits, dass es gar nicht möglich ist, einen solchen Listenplatz, objektiv zu vergeben. Früher wäre der Königspython niemals auf der Liste gelandet, weil er zu heikel wäre und es keine Fachliteratur gab. Heute wäre er sofort darauf und andere Tiere die als heikel gelten, wie etwa Corallus Ruschenbergerii, die heute als extrem heikel gelten und wo noch kaum Fachliteratur vorhanden ist, könnten in Zukunft als leicht zu haltende Tiere gelten. Zeiten ändern sich und doch ist die Idee der Positivlisten, die es schon Anfang der 90er Jahre gab, damals wie heute überholt, nicht zielführend und nicht durchdacht.
Wir brauchen nicht immer mehr Verbote, sondern endlich mal Politiker und Parteien mit Sachverstand. Davon scheinen wir meilenweit entfernt.
Positivlisten gibt es bereits in Belgien und den Niederlanden. Wie es Pferde als „leicht zu haltende“ und „ungefährliche“ Tiere auf die Liste geschafft haben (Positivliste für Säugetiere in dem Fall), bleibt schleierhaft, wo doch bekannt ist, dass man bei Pferden viel falsch machen kann und es viele tödliche Unfälle gibt. In Deutschland etwa 20 Todesfälle jedes Jahr. Auch dieses Beispiel verdeutlicht, dass Positivlisten mit einer objektiven Realität nichts zu tun haben. Es sind am Ende politische Entscheidungen, wer auf der Liste landet und alleine deshalb kann die Entscheidung schon nicht gut durchdacht sein, wenn wir an andere Gesetze aus dem Bereich denken, die übrigens nie in Zusammenarbeit mit Fachverbänden entworfen wurden.
In Deutschland trommeln diverse Verbände, vor allem aus der radikalen Tierrechtsszene, für Positivlisten und neben der SPD, sind es vor allem die Grünen, die immer wieder mit dieser Forderung auffallen. Zuletzt rügte am 9. März 2021, der BNA, DGHT und VDA, in einem gemeinsamen Positionspapier die Grünen in der Drucksache 20/706 der Bremer Bürgerschaft.
Wie so oft weisen die Fachverbände dem Positionspapier der Grünen, schwere handwerkliche Fehler nach, die eine starke Sachfremde erkennen lassen. Es ist ohnehin erstaunlich, wie man mit so wenig Fachwissen, solche drastischen Forderungen stellen kann. Dem interessierten Leser sei die Stellungnahme der Fachverbände, wärmstens ans Herz gelegt (unten verlinkt).
Der wichtigste Punkt jedoch ist, dass selbst die Exopetstudie, die sich ausgiebig mit solchen und anderen Fragen beschäftigt hat, Positivlisten ablehnt!
Dann ist doch alles ok, könnte man meinen. Die Grünen fordern Unsinn, soweit nichts Neues, die Fachverbände weisen mangelnde Fachkompetenz der Grünen nach und belegen mit Studien, warum die Forderung nicht nötig und sogar schädlich wären, ist doch alles gut. Wird also keine Positivlisten geben. Oder etwa doch?
Dazu sei hier noch mal an das NRW GiftTierG erinnert. Auch dieses Gesetz ist Grundgesetzwidrig, weder zweckmäßig, noch ein erforderliches Mittel, inhaltlich genauso Unsinnig wie die Positivlisten-Forderung der Grünen und auch hier sind die Fachverbände Sturm gelaufen. Trotzdem haben wir jetzt dieses Gesetz. Umgesetzt von FDP und CDU, also Parteien, die bisher immer auf der Seite der Tierhalter waren. Die Kritik der Fachverbände hat sie nicht interessiert. Umgesetzt wird am Ende was möglich und politisch gewollt ist. Nach der nächsten Bundestagswahl am 26. September 2021, werden wir es genau wissen, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass die Grünen in Regierungsverantwortung kommen und dann auf Bundesebene, ein solches Gesetz verabschieden, dass dann leider auch Bundesweit gelten könnte. Vielen scheint der Ernst der Lage nicht klar zu sein und sollte es soweit kommen, hilft vermutlich nur der Gang zum Bundesverfassungsgericht.
Dass gilt auch für das GiftTierG in NRW. Dieses Gesetz ist Grundgesetzwidrig und wird sich vermutlich nur auf dem Klageweg kippen lassen, doch es stellt sich auch die Frage, wieso man es überhaupt soweit kommen lässt.
Die Zerstrittenheit der Terrarianer wird noch mal ihr Sargnagel sein.
Quelle u.a.
Stellungnahme Fachverbände
https://www.bna-ev.de/downloads/sonstiges/2021_03_09_Stellungnahme_Bremen_Sachkunde_BNA_DGHT_VDA.pdf
Postitivlisten und Partein
https://web.archive.org/web/20160924101458/http://terrarianer.blogspot.com/p/positivliste.html
Positivlisten Terrarianer Blog
Rechtsgutachten Heimtierhaltung 2018
Tade Matthias Spranger: Heimtierhaltung und Verfassungsrecht, Lit Verlag, Berlin 2018.
26.04.2021 Fragewürde Zahlen auf deine Tierwelt
Auf „deine Tierwelt“ erschien am 24.04.2021 ein Artikel der auf einen massiven Anstieg der Reptilien-Importe hinweist. Dieser wirft gleich mehrere Fragen auf. Ersten, wo kommen die Zahlen her, denn weder finden sie sich angegebenen Zahlen in der Quelle Eurostat wieder, noch decken sie sich mit den offiziellen Zahlen des Bundesamts für Naturschutz (BfN) und zweites, warum bietet „deine Tierwelt“, ein Anbieter für Tierinserate, einer radikalen Tierrechtsorganisation, die bekanntlich für die gesamte Abschaffung der Heimtierhaltung plädiert, eine Plattform? Letztere Frage ist eher moralischer Natur und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er künftig eine Plattform unterstützen möchte, die mit einer umstrittenen Tierrechtsorganisation auf einem Ticket steht, unterstützen möchte. Auf die erste Fragen wollen wir hier aber genauer eingehen und werden sehen, dass seriöse und nachvollziehbare Quellen eine ganz andere Sprache sprechen. Es gibt keine glaubhaften Daten die belegen, dass es einen massiven Anstieg des Exotenhandels gibt. Auch enthält der Beitrag noch andere absurde Behauptungen, die etwa den „Wildtierhandel“ mit Corona in der Verbindung bringen oder das Exotenhaltung dem Artenschutz schade. Alles schon lange von den Fachverbänden wie dem DGHT widerlegt. Prüft man die Behauptungen des Beitrags genauer, bleibt praktisch nichts als eine politische Ideologie über, die die Exotenhalter in ein schlechtes Licht rückt.
Radikale Tierrechtsorganisationen sind dafür bekannt, mit unsachlichen Halbwahrheiten oder im Extremfall sogar erfundenen Behauptungen, einen ideologischen Kampf gegen Tierhalter zu führen. Ziel ihrer Kampagnen sind meist Randgruppen und Minderheiten unter den Tierhaltern, wie Zoos, Zirkusse, aber auch private Tierhalter und vor allem die sog, „Exotenhalter“. Sie stellen mit rund 2% die kleinste Gruppe der Tierhalter dar. Radikale Tierrechtler haben auf ihrer politischen Agenda die komplette Abschaffung der Tierhaltung und vor allem der privaten Tierhaltung, da sich aber in ca. 50% der deutschen Haushalte Haustiere befinden, ist es äußerst unpopulär diese Abschaffung offen zu fordern, daher konzentriert man sich zunächst auf Minderheiten. Man darf sich der Illusion nicht hingeben, dass man selbst von den Zielen radikaler Tierrechtler verschont würde, denn am Ende soll die gesamte Tierhaltung abgeschafft werden. Schon die Bezeichnung des „Exoten“ oder „Wildtieres“ ist äußerst undifferenziert, biologisch nicht sinnvoll und faktisch falsch, da praktisch alle Haustiere Exoten sind. Meerschweinchen und Boa Constrictor kommen im selben Verbreitungsgebiet vor, dass eine Tier gilt als akzeptables Haustier, dass andere als „verbotswürdiger Exot“. Eine sachliche Begründung findet sich nicht, da beide Tierarten heute nachgezüchtet werden und es sich dabei in der Regel nicht um Naturentnahmen handelt (auch bei Reptilien ist dass der Fall und dass schon seit über 20 Jahren).
Dabei werden immer wieder die abenteuerlichsten Behauptungen aufgestellt um Reptilien und andere Exoten in ein schlechtes Licht zu rücken. Die Behauptung, Zoonosen (die Übertragung von Krankheiten von Tier auf Mensch), seien etwa ein großes Problem, ist dabei ebenso absurd (siehe DGHT Info 2020_04), wie die Behauptung „Illegale Importe“ seien ein Problem. Letztere ist statistisch recht gut erfasst wie wir gleich noch sehen werden. Auch die Behauptung eine artgerechte Haltung sei kaum möglich, lässt sich nicht belegen. Seriöse Studien belegen eher das Gegenteil, so hat eine Studie der Universität Kent aus England herausgefunden, dass die Sterberate von Reptilien in Terrarien mit durchschnittlich 3,6% wesentlich keiner ist, als von radikalen Tierrechtlern oft behauptet (diese berichten von 50-80% ohne seriöse Quellenangabe). Damit liegt das Ergebnis sogar unter den Sterberaten, die eine ältere Studie von 1996 für Hunde und Katzen angibt (diese fand für Katzen eine Sterberate von 8,3% und für Hunde 7,9% heraus).
Auch die Behauptung der Wildtierhandel schade der Biodiversität ist faktisch durch nichts belegt. Ganz im Gegenteil sind es meist private Initiativen in Zoos und durch private Tierhalter, die durch gezielte Nachzuchtprogramme, auf eigene Kosten, einen wesentlichen Teil zur Arterhaltung beitragen. So haben Zoos etwa die Seychellen-Riesenschildkröte durch gezielte Nachzucht vorm Aussterben gerettet und die Nachzucht der vom aussterben bedrohten Kubakrokodile, war 2015 eine Sensation, die privaten Haltern in Fulda gelang. So ein Erfolg gelang bisher erst ein mal 2013 im Zoo Hoyerswerda. Der Beitrag privater Tierhalter für den Artenschutz wird heute von kaum noch einem Menschen bezweifelt.
Dies nur am Rande. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen auf jeden Punkt der behauptet wird einzugehen, aber man bekommt eine Vorstellung davon, wie die Informationen, die im betreffenden Beitrag dargeboten werden, einzuordnen sind. Schauen wir uns also den Aufmacher an und gehen der Frage nach, ob die Zahl der Importe exotischer Tiere, wirklich so dramatisch gestiegen ist.
Zunächst sollte man sich die Quelle Eurostat anschauen, die leider sehr unübersichtlich ist, was aber sofort auffällt, ist dass der angegebene Link, nicht direkt zur mutmaßlichen Quelle führt. Wir landen zunächst in einer Datenbank und nach etwas Überblick fällt auf, das die meisten abgeschlossenen Reporte, wie etwa der „Quality report on European statistics on international trade in goods, 2020 edition“, nur eine Datenerfassung bis 2018 oder 2019 erfasst. Das geht sogar aus dem Deckblatt hervor , „2016-2019 DATA“. Ähnlich verhält es sich für andere erfasste Daten. Hier stellt sich die Frage, wie man Daten für 2020 aus der Quelle lesen möchte, wenn diese offenbar erst Daten bis 2019 vorliegen hat.
Auch wird in dem Beitrag explizit auf „Reptilien-Importe“ hingewiesen, wo hingegen später im Text, von „Wildtieren“ bzw. vom „Exotenhandel“ die Rede ist. Also was ist jetzt genau gemeint? Wo kommen die Daten her? Wie ist das Verhältnis importierter Tiere zu dem Anteil der Reptilien? Und wo finden sich die Daten bei Eurostat? Eurostat scheint hier gar nicht so genau zu unterscheiden, so werden beispielsweise Daten erfasst zu „Allgemeinem und Regionalstatistik“, „Wirtschaft und Finanzen“, „Verkehr“ und unter anderem auch „Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei“. Möchte man nach EU-Land beispielsweise „Kuhmilchaufnahme und Gewinnung von Kuhmilcherzeugnissen – jährliche Daten“ erfragen, liefert die Datenbank eine gute Gesamtübersicht. Für die Erfassung der Importierten Reptilien jedoch findet sich hier keine offensichtliche Aufschlüsselung.
Warum nicht gleich zur Quelle? Wer erfasst denn die nach Deutschland importierten geschützten Tiere und Pflanzen? Richtig, das Bundesamt für Naturschutz in Bonn. Macht also Sinn dort mal nachzuschauen, denn die haben eine eigene Datenbank und führen akribisch über alles Buch, mit leicht einsehbarer Statistik.
Kleiner Hinweis am Rande: Selbst das BfN hat bisher nur Daten bis 2019 vorliegen und die müssen es wissen, denn dort werden Einfuhr- und Ausfuhrabfertigungen erfasst. Offenbar ist man mit der Eingabe in die Datenbank für 2020 noch nicht ganz fertig, denn selbst die Datenbank „VIA“ des BfN gibt nur Daten bis 2019 (Stand heute) her. Woher kommen also die Daten, die im Beitrag erwähnt wurden? 357.453 Tiere sollen 2020 importiert worden sein, aber wie will man dass feststellen, wenn nicht mal die Primärquelle die Daten für 2020 fertig hat?
Für 2019 sollen es 170.402 Importe gewesen sein, für 2018 181.286 und für 2017 184.691.
Diese Daten liegen beim BfN vor. Damit müsste sich leicht nachprüfen lassen, ob die Datengrundlage valide ist oder nicht, denn die Daten sollten sich weitestgehend decken.
Wie wir in der ersten Grafik erkennen können (blaues Säulendiagramm), stimmen die Zahlen nicht mal ansatzweise überein, so sind für 2019 etwa 123.000, für 2018 132.000 und für 2017 180.000 Importe vom BfN erfasst worden. D.h. in jedem Jahr, war die Anzahl der tatsächlichen Importe, kleiner, als in dem Beitrag ausgewiesen, teilweise sogar erheblich. In Wahrheit ist die Zahl der Importe sogar gesunken. Da immer wieder auf Reptilien eingegangen wird und diese undifferenziert, mit Exoten zusammen in einen Topf geworfen werden, schauen wir uns die Anzahl der importierten Reptilien hier mal gesondert an, denn das BfN erfasst diese gesondert aufgeschlüsselt. Im zweiten Säulendiagramm (grün), erkennen wir ebenfalls den Trend, dass die Anzahl der Importierten Reptilien in den letzten Jahren in Wahrheit gesunken ist.
Da Reptilien immer wieder Thema sind, wenn es um Importe geht, habe ich hier in blauen/grün Totendiagramme der Jahre 2014 bis 2019 beigefügt, die zeigen, wie das Verhältnis von Reptilien-Importen, anteilig zu allen anderen Importen aufgestellt ist. Es sollte ziemlich deutlich werden, dass Reptilien kaum ein viertel aller Importe ausmachen. Dass passt nicht zu dem Tenor, dass vor allem Reptilien-Importe so ein großes Problem seien.
Fun-Fact am Rande, da der Beitrag so explizit auf das Problem mit „Affen, Stinktieren oder Weißbauchigeln“ hinweist, allesamt Säugetiere, die beim BfN gesondert ausgewiesen werden. Im Durchschnitt wurden 2014 bis 2019 genau 637,5 Tiere pro Jahr eingeführt (Tendenz fallend), im Vergleich mit den insgesamt durchschnittlich eingeführten Tieren (163.921,2), machen die Säugetiere also einen Anteil von 0,34% aus.
Ok, wir machen es anders. Ein Problem seien ja, die Importe die nicht in Ordnung sind und wegen denen das BfN ermitteln muss und Strafen aussprechen muss. Auch hier führt das BfN sehr genau Buch.
Die Zweite Grafik zeigt uns für die Jahre 2017 bis 2019 die Anteile der Verfahren bei allen Importen in diesem Jahr. Offenbar ist der Anteil der meist nur 1% (und 2017 sogar nur ein halbes). Um sich ein genaueres Bild zu machen, habe ich darunter die Spreng-Totendiagramme erstellt, die uns den Ausgang der Verfahren zeigt. Zwischen 2/3 und der Hälfte aller Verfahren wurden offenbar vom BfN direkt eingestellt. Der Anteil Sonstige markiert laufende Verfahren oder solche die von der Staatsanwaltschaft eingestellt wurden. Wirklich interessant sind für uns die roten Anteile, wo jeweils Verstöße nachgewiesen wurden, die mit Strafen und Urteilen belegt wurden. Machen wir es kurz: 2017 waren es 10 und 2018 ebenfalls. 2019 ist die Zahl sogar auf 9 gesunken.
D.h. 9 Verfahren mit Strafen und Urteilen von 1471 Verfahren. Im selben Jahr in dem 122.759 Tier-Importe durchgeführt wurden, als ein Anteil von 0,007% !!!
Importe sind nebenbei nichts verwerfliches. Züchtet ein Reptilienhalter in der Schweiz Tiere nach und will ein Halter aus Deutschland diese Tiere erwerben, muss er die Tiere ordnungsgemäß importieren (was er offensichtlich auch in praktisch allen Fällen tut). Da Großbritannien mittlerweile nicht mehr zur EU gehört, dürfte sich die Zahl der Importe in Zukunft tatsächlich wieder leicht erhöhen. Dass ist allerdings nur eine statistische Zunahme, denn es wird nicht mehr oder weniger gezüchtet, nur solange Großbritannien zur EU gehörte, wurden die Tiere einfach nicht erfasst (da CITES-Abkommen für den ganzen EU-Raum gelten).
Abschließend können wir festhalten, dass es hier wohl am Ende wieder eher um politische Ideologie radikaler Tierrechtler geht, als um belastbare und überprüfbare Fakten. Die Plattform „Deine Tierwelt“ wird für sich selbst entscheiden müssen, ob man sich und seiner Glaubwürdigkeit nicht langfristig schadet, wenn man sich mit der radikalen Tierrechtsszene gemein macht. Denn Reptilien und Exotenhalter sind gar nicht so wenige und fühlen sich heute schon ausgegrenzt und wie wir gesehen haben, zu unrecht. Denn weder gibt es Beweise oder belastbare Daten, die nahelegen, dass von sog. Exoten, eine Gefahr für die Gesundheit oder die körperliche Unversehrtheit ausgeht, noch kann man daraus schlussfolgern, dass ein Schaden für den Tier- und Artenschutz durch Exotenhaltung ausgeht. Alle seriösen Studien und überprüfbaren Daten, legen eher das Gegenteil nahe. Was würde erst passieren, wenn andere Tierhalter zur Kenntnis nehmen, dass radikale Tierrechtler am Ende die Abschaffung der Tierhaltung fordern? Am Ende könnten marktwirtschaftliche Mechanismen das Problem ganz von alleine beseitigen, denn schließlich ist es dem Tierfreund selbst über lassen wo er seine Tiere inseriert und wo nicht und es könnten den Tierfreunden auffallen, dass radikale Tierrechtler ihren Interessen schaden. Jeder der dann auf ihrer Seite steht, nimmt letztlich genauso Schaden und dass nicht zu unrecht.
Quellen:
Deine Tierwelt Magazin vom 24.4.2021
https://www.deine-tierwelt.de/magazin/trotz-corona-reptilien-importe-haben-sich-verdoppelt/?fbclid=IwAR2H7FgbLM5FhrnW81JcnqUXAc__GcfMWi0fh3X9tDdCazzu1SeWXpMKUWc
DGHT Infopost 2020_04
https://dght.de/files/web/newsletter/2020_04_DGHT-Infopost.pdf
Studie zur Mortalität von Reptilien:
http://dv-th.de/news/studie-zur-mortalitaet-bei-reptilien-in-terrarienhaltung-im-fachjournal-plos-one-erschienen-304.html
original Journal Artikel
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0141460
Liste geretteter Arten durch Zoos:
http://zoos.media/zoo-fakten/was-haben-zoos-bisher-schon-erreicht/
Krokodile AG, Private Krokodilhaltung und Artenschutz
http://www.kroko-treff.de/agkrokodile_neu/docs/Privathaltung_Krokodile.pdf
Eurostat Kuhmilcherzeugnisse
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/apro_mk_cola/default/table?lang=de
Eurostat, Waren nach Handel, bis 2018 erfasst:
https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/ext_tec05/default/table?lang=de
Eurostat Abschlussbericht: Quality report on European statistics on international trade in goods
https://ec.europa.eu/eurostat/documents/7870049/12102376/KS-FT-20-008-EN-N.pdf/edc78e7f-c482-39c8-58df-3b6858050827?t=1608283804372
VIA-Datenbank Bundesamt für Naturschutz
https://metadaten.bfn.de/wa-statistik/suchmaske.xsql
BfN Einfuhübersicht 2014 bis 2019
https://www.bfn.de/themen/cites/statistik/andere-statistiken/details-nicht-im-menue/einfuhren-lebend-ueberblick-6-jahre.html
BfN Statistik über Verfahren und Urteile: 2017 bis 2019
https://www.bfn.de/themen/cites/statistik/andere-statistiken/details-nicht-im-menue/verstoesse-bundtabelle-beschl-einziehg.html
23.04.2021 Fake News, Fake Fake News oder was? Grüne und die totalen Haltungsverbote
Aktuell geht ein Tweet viral, bei der die Kanzlerkandidatin der Grünen zitiert wird, man wolle die Haustierhaltung CO2 bedingt vollständig verbieten. Und nur eine Stunde späten poppen auf diversen Seiten sog. „Faktenfinden“ auf, die den Tween als „Fake News“ entlarven. Ob das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen ist, es sich dabei um böse Absicht handelt, oder einfach der falschen Person zugeordnet wurde, sei hier mal dahingestellt. Bei näherer Betrachtung stellen wir zum einen fest, dass absurde Forderungen der Grünen nichts ungewöhnliches sind, so dass es schwer fällt sofort einzuordnen, ob es sich dabei um einen Scherz oder ernstgemeinte politische Forderung handelt, zum anderen stellt sich heraus, dass die Bezeichnung „Fake News“ hier zumindest nicht ganz zutrifft, denn im Kern stehen die Grünen tatsächlich gegen die Interessen der Tierhalter und dass ist auch gar nicht unbekannt.
Interessant ist außerdem die Reaktion in den „soziale Netzwerken“ und das grundsätzliche Problem mit „Fake News“. Wir wissen nicht wer die Informationen streut und es könnte auch ein cleveres Marketing dahinter stecken.
In Rekordzeit wurde der Tweet als „Fake“ entlarvt, so schnell, dass man sich schon fragen muss, wie man dass in so kurzer Zeit eigentlich verifizieren konnte. Aber nun gut, vielleicht führt ja jemand Buch über alle Zitate die ein Politiker jemals geschrieben oder ausgesprochen hat... schauen wir mal wie es in der Vergangenheit mit den Grünen und der Tierhaltung aussah.
Im März diesen Jahres machte eine Forderung von Bremer Grünen die Runde, wonach Positiv Listen gefordert wurden, was von den Fachverbänden und besonders vom VDA scharf kritisiert wurde. Positiv Listen sind praktisch Haltungsverbote durch die Hintertür (das Thema ist komplex und soll in einem anderen Artikel genauer behandelt werden. Kurzfassung: Alles ist verboten bis auf ein paar Arten die besonders häufig gehalten werden und mit den es deswegen auch besonders häufig Probleme gibt). Die Forderungen sind nicht neu und schon 2013 wurde ein sog. „Wildtierverbot“ von den Grünen gefordert (ein Verbot für bestimmte Tiere auf Grundlage von Halbwissen und schwammiger Definition), der VDA thematisierte dies in seiner VDA-aktuell 3-2013.
2017 wurde das Thema Haltungsverbote und Positiv Listen erneut thematisiert, diesmal hagelte es sogar von der BaWü-Landestierärtzekammer heftige Kritik. Fazit damals, es seien keine Exotenverbote nötig. Man sprach sogar von einer „Kriminalisierung“ von Tierhaltern.
Bereits im Jahr 2014 versuchten die Grünen in NRW ein Gefahrtiergesetz durch zu setzen (faktische Haltungsverbote für Tiere die als „gefährlich“ angenommen werden, obwohl es praktisch keine Todesfälle in Verbindung mit diesen Tieren gibt). Der Vorstoß scheiterte damals glücklicherweise. Im Jahr 2020 wurde der Gesetzesentwurf erneut aufgelegt als sog. „GiftTierG“. Umgesetzt wurde eine Vorlage von CDU und FDP, doch steht der Gesetzesentwurf, den die Grünen damals vorlegten, diesem in nichts nach.
2017 erneuerten die Grünen in Berlin ebenfalls ein Gefahrtiergesetz, was die Haltung diverser Tiere verbietet. Die angebliche „Gefährlichkeit“ konnte auch hier nicht belegt werden. Fakt ist, es handelt sich dabei um Verbote.
Am 30.06.2020 dann die nächste faktische Verbotsforderung der Grünen im Bundestag (Drucksache 19/20561) eingebracht, hier wurde der sog. „Wildtierhandel“ mit der Corona in Verbindung gebracht, obwohl es dafür keine Beweise gibt. Scharfe Kritik kam von Seiten der Fachverbände, insbesondere dem DGHT. Die Forderungen seien weder sinnvoll, noch trügen sie zum Artenschutz bei.
Die Liste der faktisch beschlossenen Gefahrtierverordnungen liese sich noch ewig fortsetzen. Auch die Forderungen nach sog. „Wildtierverboten“ und Positiv Listen, ist vielfach belegt und in vielen Landtagen als Drucksache eingereicht. Offenbar handelt es sich bei Verbotsforderungen für Haustiere nicht um „Fake News“ sondern um eine vielfach belegbare Tatsache (wenn auch in anderem Zusammenhang). Ein Blick ins Grundsatz Programm der Grünen könnte eine Erklärung liefern.
Da heißt es, (77) „Tiere […] dürfen nicht zu Rohstofflieferanten oder Unterhaltungsobjekten degradiert werden.“ (S.26). Was mit „Unterhaltungsobjekten“ gemeint ist, darüber kann durchaus spekuliert werden (solche Formulierungen sind ja oft bewusst schwammig gehalten, wie in den meisten Grundsatzprogrammen), aber die Heimtierhaltung dürfte hier auf jeden Fall drunter fallen. Weiter heißt es, (78) „Das bedeutet auch, dass künftig immer wenige Tiere gehalten werden [...]“(S.26) . Da die allgemeine Formulierung, „Tiere“ und nicht Nutztiere gewählt wurde, können wir davon ausgehen, dass hier tatsächlich alle Tiere gemeint sind.
Ganz offensichtlich beziehen die Grünen in ihrem Grundsatzprogramm keine Tierhalter-freundliche Position.
Dass es sich dabei nicht nur um eine abstrakte Forderung handelt, können wir an einer sehr aktuellen Forderung einer Grünen Politikerin ablesen, die eine starke Einschränkung für die Haltung von Hausieren fordert (veröffentlicht bei FNP am 23.04.2021).
Das solche Einschränkungen dem Grundgesetz entgegenstehen und wesentlicher Teil der Allgemeinen Handlungsfreiheit sind (damit auch zu den unveränderlichen Grundrechten gehören), wie Tade 2018 in seinem Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung nachwies, scheint hier keinen zu stören. Grundrechtsverletzungen haben ja schließlich auch Hochkonjunktur und wenn man ein Grundrecht mehr oder weniger verletzt, wen stört dass schon?! Zählt ja eh keiner mehr mit.
Ob nun Klima als Begründung herangezogen wird, wie etwa bei den Fahrverboten in den Innenstädten, die verfassungsrechtlich ebenfalls auf sehr wackligen Füßen stehen, oder angeblicher Tier- und Artenschutz (dem stehen die Verbote eher entgegen, was vielfach dokumentiert ist) oder angeblicher Gefahr durch bestimmte Tiere (hier ist es umgekehrt, zu den Behauptungen gibt es keine Beweise oder glaubhafte Studien, die die Behauptung stützen, weshalb auch das Bundesverfassungsgericht nicht zwischen „gefährlichen“ und „ungefährlichen“ Tieren unterscheidet), ganz egal, Verbotsforderungen gibt es von Seiten der Grünen zuhauf und dass auch leicht recherchierbar.
Fazit: Die Grünen fordern immer wieder Tierhaltungsverbote und setzten diese, wenn sie in Regierungsverantwortung sind auch um. Das ist belegt. Zitat hin oder her, inhaltlich dürfte nur die Begründung CO2 ein „Fake“ sein (aber vielleicht kommt dass noch, Corona musste schließlich auch schon herhalten).
Es gibt einige grundlegende Probleme bei dem Thema „Fake News“ und „Faktenfindern“. Da wäre zunächst mal, wie wir bereits gesehen haben, dass die Informationen einen wahren Kern haben. Ja, das Zitat ist nach aktuellem Stand (23.4.2021, 10:12 Uhr) nicht belegt und somit zunächst als unbestätigte Behauptung zu betrachten. Aber wahr ist auch, dass die Grünen gegen Tierhaltung sind, immer wieder Verbote fordern und in Regierungsverantwortung auch an Verboten (sog. „Gefahrtierverordnungen“) mitgewirkt haben und dabei absurde Begründungen angeführt haben. Etwa der absurden Behauptung über die Gefährlichkeit exotischer Haustiere, die durch nichts bewiesen ist (alle Statistiken sprechen eher eine gegenteilige Sprache, weswegen diese Verordnungen auch zurecht scharf kritisiert wurden von Fachverbänden wie dem DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde), VDA (Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde) DVTH (Dachverband der Tierhalter), der IG-Gefahrtierhalter oder unabhängigen Gutachtern, (siehe Tade Matthias Spranger, Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung), und vielen mehr.
Dabei sind die Kritiker dieser „Fake News“ oft selbst keine so glaubwürdigen Quellen, wie man glauben könnte. Der „Fakenews-Check“ bezüglich des aktuellen Tweets wurde über den Blog „Mimikama“ veröffentlicht, der sich eigenen Angaben zu Folge der Aufklärung von „Fake News“ verpflichtet fühlt. Die große Leistung dieses Blogs: Man hat die Pressestelle der Grünen angeschrieben, die wiederum erwidert, das Zitat sei frei erfunden. Die Quelle, die die Information also als „Fake News“ entlarvt (und jetzt frecher Weise als unzweifelhaft richtig „gefake-checkt“ gilt), ist die selbe Quelle, die die Information betrifft. Es handelt sich hier also NICHT um eine unabhängige Quelle! Das wird auf den sozialen Netzwerken verschwiegen. Auch wird verschwiegen, dass der Autor der Blog-Recherche, kein Unbekannter ist, sondern unter anderem auch schon für den „Volksverpetzer“ tätig war, eine „Fake-Check“-Plattform, die sich wegen Verunglimpfung schon in juristischen Verfahren befand. Solchen Blogs, die sich zu Verfechtern „der einen Wahrheit“ aufspielen, sollte man äußerst skeptisch begegnen, da sie politisch oft äußerst einseitig sind. Das Medienschaffende eben nicht politischen unabhängig sind und die meisten den Grünen politisch nahe stehen ist bekannt. Eine Umfrage von Statista ergab schon 2009, dass Journalisten den Grünen näher stehen als allen anderen Partien.
Leider wird auch dass in den sozialen Netzwerken verschwiegen.
Halten wir also fest. Es gibt keine seriöse Quelle, die die Echtheit des Zitats belegt, aber ebenso gibt es auch keine seriöse Quelle, die die Behauptung als „Fake“ belegt, nach aktuellem Stand (außer der Selbstauskunft der Grünen).
Alles was bleibt ist Spekulation. Ja, vielleicht handelt es sich um „Fake News“, die den Grünen schaden soll, aber vielleicht ist es auch cleveres Marketing. Wir haben hier eine kleine Partei, die dank des Tweets mehr Menschen erreicht als jede der großen Partien. Dank der „Fakten-Checker“, die politisch aus dem selben Spektrum kommen, ist einem die mediale Absolution gewiss, mit der man sich leicht als „Opfer“ in Szene setzen kann. Bei unbedarften Lesern. bleibt nur hängen, dass die „Bösen Querulant“, die Grünen mal wieder zu unrecht beschuldigt haben und wenn dann Totalverbote kommen und vor Gesetzesentwürfen gewarnt wird, nimmt es keiner wahr, weil es sich ja damals schon um einen „Fake“ handelte und man deshalb glaubt, ein solcher Gesetzesvorschlag könne ja gar nicht Realität werden (wie oben gezeigt wurde sind Heimtierverbote bereits mehrfach Realität geworden). Der Leser ist eben wie der Durchschnittswähler, extrem vergesslich. Das böse Erwachen kommt erst dann, wenn das Gesetz bereits verabschiedet wurde und man Jahre lang vor Gerichten klagen muss. Wie gesagt, alles Spekulation. Wir wissen nicht wer die Information gestreut hat und wem der Tweet am Ende nützt. Fakt ist aber, dass der Tweet den Grünen weniger geschadet haben dürfte, als man annehmen könnte, denn in der Wahrnehmung des unbedarften Lesers bleibt verankert, dass es sich bei dem Totalverbot der Heimtierhaltung um Falschinformationen handelt und wie wir oben gesehen haben, stimmt dass so nicht.
Sind es also am Ende „Fake News“ oder „Fake Fake News“ ? Das muss jeder für sich entscheiden. Ich für meinen Teil halte mich an messbare Tatsachen und dazu zählen leider auch Positiv Listen, die Grüne tatsächlich fordern und dabei handelt es sich faktisch um Verbote. Auch Gefahrtiergesetze sind eine Tatsache, für jeden der lesen kann, leicht recherchierbar.
Man sollte skeptischer denn je sein, nicht nur was Tweets betrifft, sondern auch was sog. „Fakten-Checker“ betrifft, denn heute ist alles politisch Ideologisiert. Unabhängig ist KEINER der Akteure und dies auch nur zu behaupten ist für mich persönlich schon eine Fehlinformation in sich. Man sollte sich stets viele Information aus verschiedenen Quellen besorgen und am Ende schauen, welches Gesamtbild sich ergibt und man dürfte überrascht sein, dass etwas dass zunächst eindeutig erscheint, am Ende doch oft gar nicht so eindeutig ist.
Quellen:
Fake-News? Minikama Blog
https://www.mimikama.at/aktuelles/baerbock-zitat/?fbclid=IwAR3XTq_2Hd2lBhReE5QnPXiDF9eSjc_8BF8GRZsFEAaFUTuhE2IGoo6Z47k
Grundsatzprogramm Grünen S.26 ff
https://cms.gruene.de/uploads/documents/20200125_Grundsatzprogramm.pdf
FNP 23.4.21 Forderung nach Einschränkung der Haustierhaltung
https://www.fnp.de/wirtschaft/verbraucher/hund-katze-haustier-haustierfuehrerschein-tier-verbot-idee-fuehrerschein-halten-gruene-politik-frankfurt-ltt-zr-90227410.html
Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung 2018
https://www.startnext.com/gutachten-heimtierhaltung
Fahrverbote
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diesel-urteil-wem-wird-das-fahrverbot-angelastet-ein-kommentar-15470278.html
und
https://www.tagesspiegel.de/berlin/autos-sollen-weitgehend-verschwinden-berliner-gruene-wollen-null-emissionszone-in-der-innenstadt/25303258.html
Positiv Listen Grüne Bremer Landtag
https://vda-online.de/blog/entry-amp/165-vda-irritiert-über-grünes-positionspapier-ein-griff-in-die-mottenkiste/?fbclid=IwAR2KVmPOXfBjJEsWdWk_q8PtyaWFTIKMH1V_a2kfTfBkwxZZcH1kifp6ADU
Wildtierverbot VDA 3-2013
https://vda-online.de/dateien/file/20-vda-aktuell-3-2013/
Debatte um Exotenverbote und Positiv Listen 2017 - Kritik von der BaWÜ Landesärtzekammer
https://www.wir-sind-tierarzt.de/2017/11/exoten-verbot-sachkunde/
2020 Antrag der Grünen im Bundestag auf "Wildtierverbot" wegen Corona, Kritik durch den DGHT
http://zoos.media/medien-echo/dght-fragwuerdiger-antrag-fraktion-buendnis-90-gruene/
https://www.facebook.com/DGHTeV/photos/a.440916602646698/4361270207277965/
NRW Gefahrtiergesetz 2014 bis 2020
https://www.dght.de/files/web/newsletter/2020_01_DGHT-Infopost.pdf
Gefahrtiergesetz Berlin 2017:
https://www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/aufgaben/tierschutz/gefaehrliche-tiere/
29.3.2021 Löschattacken gegen Exotenhalter im Netz
Seit etwa einem Jahr geht vor allem Facebook vermehrt gegen Gruppen und Nutzer vor, wenn ihnen der Inhalt nicht passt, so z.B. wenn Tiere zur Abgabe angeboten werden und selbst bei Notabgaben von Tierheimen und Auffangstationen, wird nicht davor halt gemacht, Tweets zu löschen, Nutzer zu sperren und Gruppen zu schließen. Facebook steht damit allerdings nicht alleine, denn schon im Vorjahr ging Ebay Kleinanzeigen und mittlerweile auch Deine Tierwelt ähnliche Wege. Exotenhalter werden aktuell bekämpft wo es nur möglich ist und man fragt sich, was man sich davon verspricht. Der Hintergrund dürfte politisch motiviert sein. Man versucht sich offensichtlich als moralische Instanz zu geben, sehr zum Ärger der Nutzer und es könnte durchaus passieren, dass wir bald einen „Telegram-Effekt“ erleben und die Nutzer massenhaft abwandern.
Was passiert hier eigentlich gerade? Warum hat das Anbieten von Nachzuchten von Exoten Im Jahr 2010 und 2015 und noch 2018 niemanden interessiert und jetzt auf einmal stellen sich große Anbieter quer? Ist es nicht eigentlich ein innerer Widerspruch, die Minderheit der Exotenhalter (und teilweise alle Tierhalter, die dann schon keine Minderheit mehr sind), durch Ausgrenzung zu diskriminieren, wenn man sich als soziales Medium Toleranz auf die Fahne schreibt?
Das US-Unternehmen gerne mal ihre Richtlinien ändern, z.B. um auf noch mehr Daten der Nutzer zuzugreifen und diese dann zu verkaufen, ist sicherlich kein Geheimnis. Doch bisher hat einen dass als Exotenhalter nicht wirklich gestört, doch seit ein paar Jahren finden sich in den AGBs bzw. Gemeinschaftsstandard, Klauseln, die das Anbieten von Reptilien verbieten. Das geschieht in der Regel indirekt mit dem Hinweis auf „geschützte Tierarten“ wie etwa in den Grundsätzen von Ebay Kleinanzeigen. Das der Handel mit geschützten Tieren erlaubt ist, sofern Herkunftsnachweise vorliegen, scheint dabei niemanden zu kümmern (genau dafür sind CITES Abkommen dar, um illegale Naturentnahmen zu regulieren und den Handel mit legalen Nachzuchten zu ermöglichen). Praktisch alle Haustiere sind „Exoten“, vom Meerschweinchen, über praktisch alle Zierfische bis hin zu Vögeln usw. Eigentlich ist es nicht nachvollziehbar, dass Herkunftsnachweise hier nicht nötig sind, bzw. vom Gesetzgeber nicht verlangt werden. Um eine logische Sachdebatte scheint es hier also nicht zu gehen.
Der Anbieter „Deine Tierwelt“ hat als nächstes nachgezogen und dort steht in den ABGs nun ausdrücklich „Wildtiere und Exoten“ wären untersagt anzubieten. Damit hat sich auch bereits geklärt woher der Wind weht. Die Forderung nach Handelsverboten von „Wildtieren“ und „Exoten“, nebenbei undifferenzierten und unzutreffenden Begriffen – ab wann ist ein Tier ein Wildtier und wann ein Exoten? - ist eine bekannte Forderung radikaler Tierrechtler. Dieser Satz steht praktisch ganz oben auf ihrer politischen Agenda.
Radikale Tierrechtler fordern eine Ende der gesamten Tierhaltung, da sich dies aber politisch praktisch nicht durchsetzten lässt, haben sie sich zunächst die politische Bekämpfung von Exoten und vor allem Reptilienhaltern auf die Agenda geschrieben. Im Zuge dessen werden auch Zoos massiv bekämpft. Das Fernziel ist irgendwann die komplette Abschaffung aller Haustiere.
Facebook scheint hier bereits ein Schritt weiter zu sein, denn in den „Gemeinschaftsstandards“ sind jetzt schon alle angebotenen Tiere verboten (wie weitsichtig). Facebook löscht dabei rigoros Posts und schließt Gruppen, selbst dann, wenn es sich offensichtlich nur um einen Irrtum handelt. Auf Beschwerden wird mittlerweile gar nicht mehr reagiert. Diese trotzige Haltung den Nutzern gegenüber, könnte Facebook noch mal bereuen, wenn wir uns zum Beispiel die aktuellen Entwicklungen bei Whatsapp anschauen. Die Änderung der Nutzungsbedingungen, die für 2021 geplant waren, hätten den Nutzer dazu verpflichtet, sich mit Facebook auf einen Datenaustausch einzulassen, ansonsten hätte dem Nutzer eine Sperrung gedroht. Dieses Aufzwingen sorgte für derartigen Unmut bei den Nutzern, das Wahtsapp Millionen Nutzer verloren hat, von denen ein nicht geringer Teil zur Konkurrenz abgewandert ist. Der Anbieter Telegram konnte zu Spitzenzeiten, 25 Millionen neue Nutzer innerhalb von 72 Stunden, verzeichnen. Man kann hier also zurecht von einem „Telegram-Effekt“ reden. Es bleibt abzuwarten ob Facebook dass auch bald droht, denn die Nutzer sind unzufrieden, vor allem aus den Reihen der Exotenfreunde, die sich ungerecht behandelt und zensiert fühlen. Da wurden Gruppen mit weit über 1000 Mitgliedern gelöscht, ohne das ein richtiger Grund angegeben wurde und auf Beschwerden wird nicht reagiert, weder per Mail oder sonst wie. Da führt mittlerweile sogar das Anbieten von Futter zur Ermahnung und Löschung. Was kommt wohl als nächstes? Darf man bald keine Bilder von Tieren mehr posten? Abwegig ist dass wohl nicht.
Das man zurecht von einer Zensur reden kann, belegt auch ein Fall der am 23. März 2018 vor dem Landgericht Berlin entschieden wurde. Das Landgericht untersagte Facebook hier erst mal die Löschung eines Kommentars. Auch wenn der Fall nichts mit dem Anbieten von Exoten zu tun hat, zeigt er doch, dass der Gesetzgeber es genau nimmt, mit der Wahrung der Grundrechte (es ging hier um die Meinungsfreiheit). Davon abgeleitet, könnte es sich bei der Allgemeinen Handlungsfreiheit, die sich nach Art. 1. Abs. 1 in Verbindung mit Art. 2. Abs. 1 GG, aus dem Grundgesetz ableitet und unter deren Schutz auch die Tierhaltung fällt, wie das Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung ausgiebig belegt hat, ein vergleichbar schützenswertes Grundrecht sein. Unabhängig von der Frage ob es Facebook zusteht solche Eingriffe vorzunehmen, stellt sich die Frage ob es klug ist, denn Facebook, wie alle sozialen Netzwerke und eben auch die Verkaufsplattformen, leben von der Zufriedenheit ihrer Nutzer. Wenn der Facebooknutzer und Exotenhalter morgen keine Plattform mehr für sein Hobby hat, könnte er über Nacht weg sein. Die gewerblichen Anbieten, die es bisher weniger betrifft (klar, da verdient man über Werbung Geld, dass verbietet keiner so schnell), werden sicherlich Folgen, denn wenn die potentiellen Kunden weg sind, folgen auch die gewerblichen Anbieter.
Doch warum wird hier überhaupt eingegriffen? Was nützt es, sich als moralisch sauber darzustellen?
Das Zauberwort wird heute unter dem Begriff der „Cancel Culture“ zusammengefasst, einem Begriff der ursprünglich, den kollektiven Ausschluss von der Teilnahme bezeichnet, wenn eine Äußerung oder Einstellung als „nicht tragbar“ angesehen wird. Seine Wurzeln dürfte in den sozialen Medien liegen, mit der Absicht, eine mediale Aufmerksamkeit zu entziehen, doch Kritiker sehen in der konsequenten Ausgrenzung, eine vorschnelle Diffamierung mit gleichzeitiger Ausweichhaltung vor einer kontroversen Diskussion. Der Begriff wird heute daher vor allem in einem negativen Kontext verwendet und meint oft, das Zensieren, unbeliebter Inhalte, auch weil man sich einer kontroversen Debatte nicht stellen will.
Mit Blick auf das Verbot mit dem Handel sog. „Wildtiere“ und „Exoten“ wird dieser Sachverhalt offensichtlich, denn weder gibt es eine juristisch saubere Definition, was ein „Wildtier“ von einem „nicht Wildtier“ unterscheidet, noch was den Unterschied zwischen „Exoten“ (gemeint sind neue Exoten wie Reptilien) und den klassischen Haustieren ausmacht. Dabei könnte es nicht absurder sein, wenn wir uns zum Beispiel das natürliche Verbreitungsgebiet von Meerschweinchen (Cavia) anschauen, die als beliebte Haustiere bekannt sind, sich aber in Teilen ein gemeinsamen Lebensraum mit der Abgottschlange (Boa Constrictor) teilen. Die einen gelten als Exoten und werden mittels Herkunftsnachweise und durch tausende Paragraphen reglementiert, die anderen gelten nicht als exotische Haustiere, auch werden sie nicht als sog. Wildtiere betrachtet. Widersprüchlicher könnte es kaum sein.
Man hat es hier auf geschickte Art geschafft, den einen das Odem der unmoralischen Illegalität aufzudrücken, während man die anderen davon unberührt lässt. Die Cancel Culture wird hier zur moralisch richtenden Instanz, dass vermeidlich illegales, als unerwünscht zu gelten hat und somit ausgeschlossen wird. Das man durch diese Handlung eine neue Minderheit diskriminiert und unter Generalverdacht stellt, scheint niemanden zu kümmern. Doppelmoral und Widersprüchlichkeit sind eben auch genau die Triebfeder, die den Kritikern der Cancel Culture, recht geben.
Am Ende steht hinter den aktuellen Löschattacken also mal wieder nichts mehr als Ideologie, die als vermeidlich „gute, höhere Moral“ daherkommt und am Ende genau das Gegenteil von dem macht, was sie verspricht, „soziale Netzwerke“ sozialer machen, in dem man Gemeinschaftsstandards in guter Nachbarschaft einsetzt.
Ob dieses vorgehen gegen Exotenhalter nützt und man sich durch die moralische Ausspielung gemein macht, wird sich zeigen. Sicher ist nur, dass die Exotenhalter gar nicht so wenige sind und dass gilt ganz besonders, wenn man bedenkt, dass praktisch alle Heimtiere, Exoten sind. Es gibt verschiedene Schätzungen, in wie vielen Haushalten in Deutschland Tiere leben. Konservative Schätzungen gehen von etwa 34 Millionen Haushalten aus, Tendenz steigend. Damit dürften wohl etwa in der Hälfte aller Haushalte, Tiere eine wesentliche Rolle spielen. Ob es sich vor diesem Hintergrund als sinnvoll erweist, Tierhalter zu vergraulen, dürfte fraglich sein. Vielleicht läuft es am Ende wie bei Whatsapp, wenn der Nutzer sich erst mal klar gemacht hat, was dieser Eingriff für ihn bedeutet, wird der Ärger darüber und die Konsequenz, die er zieht, von ganz alleine kommen. Fakt ist, dass radikale Tierrechtler eine Minderheit sind, oft nur ein paar Dutzend. Ob es langfristig Sinn macht, sich dem Diktat dieser wenigen zu beugen und dafür zehntausende (vermutlich sogar hunderttausende) Nutzer zu verärgern, dürfte fraglich sein.
Die Kritik wird lauter und am Ende werden sich „Deine Tierwelt“, „Ebay Kleinanzeigen“ und „Facebook“ und alle anderen, die jetzt darüber nachdenken, Exotenhalter zu verbannen, entscheiden müssen, ob sie auf der Seite ihrer Nutzer stehen oder nicht, sonst regelt der Markt das Problem von alleine.
Neben der „Cancel Culture“, steht auch das „greenwashing“ zunehmend in der Kritik. Dabei handelt es sich um Maßnahmen, die Unternehmen eine „grüneren Anschein geben“ als sie tatsächlich sind. Am Ende geht der Schuss oft nach hinten los. Statt Kunden an sich zu binden, fühlt sich der Kunde betrogen. Ein schlechtes Image kriegt man eben deutlich schneller, als man sich ein gutes aufgebaut hat.
Quellen:
Cancel Culture
https://www.youtube.com/watch?v=C8-FRjrxIj4
Definition
https://www.hyperkulturell.de/glossar/cancel-culture/
Facebook Richtlinien
https://www.facebook.com/policies_center/commerce/animals
Ebay Kleinanzeigen
https://themen.ebay-kleinanzeigen.de/policy/#Grundsätze%20zur%20Vermittlung%20von%20Tieren
Deine Tierwelt
https://www.deine-tierwelt.de/infopoint/agb.php
Wahtsapp verliert Nutzer
https://www.chip.de/news/Messenger-Alternativen-zu-WhatsApp_135258856.html
Handelsblatt Facebook vor Gericht
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/zensur-vorwuerfe-deutsches-gericht-verbietet-facebook-erstmals-loeschung-eines-kommentars/21167750.html?ticket=ST-818393-HnewnuDRpNT17mBDFEXb-ap2
Telegramm gewinnt Nutzer
https://www.berliner-zeitung.de/news/in-72-stunden-telegramm-gewinnt-25-millionen-nutzer-dazu-li.132121#:~:text=Telegram%20hat%20binnen%2072%20Stunden,Milliarden%20weniger%20als%20bei%20WhatsApp.
Meerschweinchen
https://www.biologie-seite.de/Biologie/Echte_Meerschweinchen
Abgottschlange
https://www.biologie-seite.de/Biologie/Abgottschlange
Greenwashing
https://www.careelite.de/greenwashing/
Tiere in Deutschen Haushalten
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156836/umfrage/anzahl-der-haushalte-mit-haustieren-in-deutschland-2010/#:~:text=Anzahl%20der%20Haustiere%20in%20Haushalten%20in%20Deutschland%202019&text=In%20den%20deutschen%20Haushalten%20lebten,3%2C4%20Millionen%20Tiere%20an.
3.3.2021 Gezielte Nachzuchten bedrohter Arten in Menschenhand, eine Erfolgsgeschichte, die oft wenig bekannt ist
Manchmal sind ungewöhnliche Methoden, ungewöhnlich erfolgreich, dass gilt auch beim Artenschutz. In den 1980ern, waren bis auf einen Restbestand von 22 Tieren, Kalifornische Kondore fast ausgestorben. In heutiger (grüner) Verbots-Manier würde man erwarten, dass man die Menschen bei Androhung höchster Gefängnisstrafen, aus dem Verbreitungsgebiet ausgesperrt hätte (eine Praktik, die von manchem Verband in Deutschland heute noch favorisiert wird). Das genaue Gegenteil tat man in den 1980ern. Man fing die letzten Exemplare ein und brachte sie in Zoos in San Diego und Los Angeles um sie dort gezielt nachzuzüchten, da man es nicht riskieren konnte, es dem Zufall zu überlassen, ob diese letzten Exemplare überleben oder nicht. Der Erfolg kann sich sehen lassen, heute sind mehr als 200 Nachfahren dieser in Menschenhand vermehrten Vögel, wieder in freier Wildbahn unterwegs.
Dieses schöne Beispiel für echten und angewandten Natur und Artenschutz ist nur ein Beispiel von vielen. Zoos und Privathalter haben in den letzten Jahrzehnten großes geleistet und dass ohne dafür viel mediale Aufmerksamkeit erhalten zu haben, was vielleicht auch eines der Probleme ist, warum Exoten in Menschenhand immer noch so viel Skepsis entgegen gebracht wird. Wegschauen und eine kopflose Verbotspolitik wird dem Artenschutz am Ende nur schaden, daher ist ein Umdenken nötig.
(Bild: Wahrhaft in Menschenhand nachgezüchtetes Corallus Annulatus Jungtier von 2020, Bildquelle: Corallus Schweiz).
Neben den Kalifornischen Kondoren, sind noch etwa 50 weitere Arten, die nur alleine durch gezielte Nachzucht von Zoos gerettet worden und wahrscheinlich werden in den nächsten Jahren weitere hinzukommen. Große Tiere brauchen natürliche große Anlagen, was kaum eine Privatperson leisten kann, aber auch im Bereich der „Kleintiere“ tut sich in Bezug auf den Artenschutz und die gezielte Arterhaltung viel. Die Initiative „Citizen Conservation“ z.B. setzt sich gezielt für die Nachzucht stark bedrohter Arten ein und tut dies auch in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Forschung. Dabei sind die Standards sehr hoch und da genau Buch geführt wird, weiß man sehr genau über die Entwicklung und Erfolge zu berichten. Viel schwieriger ist die Erfassung des Erfolgs bei privaten Exotenhaltern, die sich nicht organisiert haben, obwohl es auch hier viele Erfolge gibt, die man eben nur nicht immer mitbekommt, als Außenseiter.
So titelte die Bild-Online am 23.1.2021, im Zoo Bochum habe man „Europas einzige Ringelboa“, was inhaltlich nicht nur grob falsch ist, sondern auch fachlich äußerst oberflächlich, denn der Name „Ringelboa“ ist eher unüblich, man spricht eher von Hundskopfboas. Bei dem abgebildeten Tier handelt es sich um Corallus Annulatus, die tatsächlich selten sind, aber von einigen Dutzend Privatzüchtern gehalten und schon erfolgreich nachgezüchtet wurden. Auch ist es nicht zutreffend, dass dieses „einzige“ Exemplar, das erste 2020 überhaupt in Europa ist, denn es gibt sie schon weit über 10 Jahre bei fachkundigen Privathaltern. Dieses Beispiel zeigt, dass Privathalter in ihren Zuchterfolgen stark unterschätzt werden. Die Liste ließe sich übrigens noch fortsetzen, da es nicht wenige Reptilien gibt, die in Menschenhand bereits in 2. und 3. Generation erfolgreich nachgezüchtet wurden, aber bisher noch in keinem Zoo zu finden sind, was verständlich ist. Zoos konzentrieren sich in der Regel auf größere Tiere und verwenden ihre Ressourcen dort.
Wie viele Arten durch engagierte Privathalter bereits gerettet wurden ist kaum zu erfassen, aber es dürften nicht wenige sein. Dabei ist die Nachzucht nicht selten schwierig und es müssten in Jahren der Haltung und Beobachtung und sorgfältiger Recherche des Klimas der Ursprungsregionen, die richtigen Stimulationsfaktoren herausgefunden werden. Trotz allem sind die Erfolge groß, so dass heute ca. 90% der gehaltenen Exoten Nachzuchten sind. Dieser angewandte Artenschutz kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn die Gründe für die Bedrohung sind vielfältig.
Der Fall des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) ist leider ein gutes und trauriges Beispiel dafür, denn in Europa stehen Feuersalamander unter höchstem Artenschutz. Aus ihren Biotopen wird der Mensch nicht selten komplett ausgesperrt und auch Umweltverschmutzung ist dort nicht mehr so ein Problem wie noch 50 Jahre zuvor. Trotzdem sterben sie in Massen. Hauptgrund ist der Chytridpilz, ein aus Asien stammender Pilz (auch als Salamanderpest benannt), der seit den 1970er Jahren bekannt ist. Dabei soll in manchen Regionen der Bestand um bis zu 90% eingebrochen sein (pers. Mitteilung). Glücklicher Weise gibt es die Salamander noch in Privathand und sie werden sehr erfolgreich nachgezüchtet.
Der Hauptgrund für die Zuchterfolge dürfte in den guten Bedingungen liegen, die engagierte Tierhalter den Tieren bieten, egal ob in Zoos oder im heimischen Vivarium oder Terrarium.
Eine Studie der Universität Zürich kam 2016 zu dem Ergebnis, dass zumindest Säugetiere in Zoos eine höhere Lebenserwartung hätten, als in der Natur. Für Reptilien ist ähnliches auch belegt, so sind die Überlebensraten nachgezüchteter Reptilien in Menschenhand, sogar deutlich höher, wie beim Vergleich mit klassischen Haustieren, wie Hunden oder Katzen, wie eine Studie der Universität Kent 2015 herausfand. Genauer liegt die Überlebensrate im Durchschnitt bei Reptilien, bei 96,4% gegenüber Hunden 92,1% und Katzen 91,7 % - also etwa die doppelte Mortalitätsrate). Die Nachzuchterfolge von Exotenhaltern sind aber auch aus der Bereich der Wirbellosen bekannt. Insgesamt werden Exoten sehr erfolgreich nachgezüchtet, was leider auch den negativen Effekt mit sich bringt, dass Nachzuchten im Preis stark gefallen sind. Dafür lohnen sich illegale Naturentnahmen nicht mehr, da man praktisch alles auch als Nachzucht kaufen kann, so ist es auch keine Überraschung, dass es heute fast keine illegalen Importe mehr gibt. Auf 300.000 legale Importe, meist Nachzuchten aus nicht EU-Ländern (vgl. BfN), kommen lauf WWF etwas über 1000 Beschlagnahmungen pro Jahr. Also weit unter 1%.
Nicht wenige Tiere sind in der Natur schon verschwunden, während sie in Menschenhand noch leben und nur darauf warten irgendwann wieder ausgewildert zu werden. Das Beispiel der Kondore zeigt, dass es möglich ist. Ein anderes Beispiel für Tiere die nur noch in Menschenhand leben ist das Przewalski-Pferd, dass ursprünglich aus der Mongolei stammt und seit 1969 dort als ausgestorben gilt. Allerdings kamen schon um 1900 von Tierhändlern gefangene Exemplare in Zoos, wo sie heute gezielt gezüchtet werden. Diese beiden Beispiele verdeutlichen, dass man auch Wildfängen gegenüber eine andere Perspektive einnehmen sollte, denn sowohl die Kalifornischen Kondore, als auch das Przewalski-Pferd, wären uns heute nicht mehr erhalten, wenn keine Wildfänge in Menschenhand gelangt wären. In vielen fällen geht es nicht anders und eine Wiederansiedlung ist durchaus möglich.
Die nächsten Jahrzehnte werden noch weit mehr Arten verschwinden und Zoos können längst nicht mehr alle Arten abdecken. Selbst Initiativen wie Citizen Conservation haben nur eine Hand voll Arten auf der Liste. Am Ende wird es nicht ohne das Engagement vieler Privathalter gehen. Arterhaltung ist ein Mammutprojekt, dass viele Unterstützer braucht, vom Experten über den Hobby-Herpetologien, zum einfachen Tierhalter oder Zoobesucher.
Quellen:
Über die Kalifornischen Kondore:
http://zoos.media/zoo-fakten/was-haben-zoos-bisher-schon-erreicht/
Citizen Conservation
https://citizen-conservation.org/engagement/halter/
Über das Przewalski-Pferd
https://www.tierwelt.ch/news/wildtiere/dutzende-arten-vor-dem-aussterben-gerettet
Tierpark Bochum und die „einzige“ „Ringelboa“
Studie zu Mortalitätsraten
Studie Uni Züchrich, Lebenserwartung von Zootieren
https://idw-online.de/de/news662691
Bedrohung des Feuersalamanders
https://taz.de/Feuersalamander-durch-Pilz-bedroht/!5686635/
Bildnachweis: (danke an Corallus Schweiz)
https://www.facebook.com/Corallus-Schweiz-109426783888978
23.2.2021 Gefangenschaft ist ein irreführender Begriff, darum sollten wir ihn vermeiden
Meist liest oder hört man von „Tieren in Gefangenschaft“ und meint dabei Tiere die in Menschenhand gehalten oder gar gezüchtet werden. Dabei ist der Begriff „Gefangenschaft“ irreführend und geht am eigentlichen Thema vorbei, denn oft gibt es in der Natur keine Lebensräume mehr und erst der Mensch stellt Lebensraum in Form von Aquarien, Terrarien oder Gehegen zur Verfügung. Dabei wird leider auch oft verkannt, dass die Natur eben kein „paradiesischer Zustand der totalen Freiheit“ ist, sondern ein grausamer Kampf des Stärkeren, ums nackte Überleben, bei dem die meisten Tiere diesen Kampf in den ersten Lebensjahren nicht überstehen. Dies bleibt den Tieren in unseren Terrarien, Aquarien und Gehegen erspart, so dass man eigentlich von einem stressfreien und angenehmen Leben sprechen müsste. Leider ist auch die Sprache heute Zielobjekt populistischer Ideologisierung, so dass wir schon gar nicht mehr merken, wie unser Denken durch „Kampfbegriffe“ wie der „Haltung von Tieren in Gefangenschaft“ unterwandert wird und wie wir auch unterschwellig beeinflusst werden.
Denn der Gedanke liegt nahe, dass ein „Tier in Gefangenschaft“, seine „Freiheit“ vormals beraubt wurde, also indirekt aus der Natur (seiner Freiheit) entnommen wurde, was jedoch nicht stimmt, denn praktisch alle Heimtiere stammen aus Nachzuchten in Menschenhand und haben praktisch nie einen Urwald gesehen. Ja oft gibt es ihn gar nicht mehr, denn der natürliche Lebensraum vieler Arten ist längst zerstört.
Solche Begriffe werden gerne von Tierrechtsaktivisten oder radikalen aus dem Milieu der Anti-Exotenlobby verwendet um unterschwellig zu unterstellen, der Mensch habe den Tieren die Freiheit geraubt. Dabei tritt hier eine zu tiefst vermenschlichende Ansicht zu Tage, denn „die Freiheit“ als philosophisch-politsch abstrakter Begriff, wie wir ihn als Menschen selbst oft genug missverstehen, können wir kaum auf Tiere anwenden. Besonders deutlich wird dieses absurde Missverständnis am Beispiel der „Tierrechte“, wie ihn Tierrechtler gerne verwenden. Da kann ein Tier schon mal Urheber und damit auch rechtlicher Inhaber eines Bildes sein – also Tieren, denen Besitz als abstrakte Eigenschaft, gänzlich fremd ist. Es ist nach heutigem Stand mehr als strittig, in wie weit Tiere ein abstraktes Selbstverständnis haben, also eine notwendige Voraussetzung für eine Willenserklärung, die man im juristischen Sinne für einen Anspruch braucht. Ein Tier ist also nicht dazu in der Lage, eine Willenserklärung selbst zu formulieren, weswegen der Gesetzgeber hier eine Tierschutzgesetz (nicht Tierrechtsgesetz – dazu ist ein erklärender Wille notwendig), erlassen hat. Der Mensch als denkendes Wesen hat hier also zum Schutze der Tiere zu handeln, da sie selbst nicht dazu in der Lage sind, einen freien Willen zu äußern. Man sieht leicht, wie weit sich ideologische Kampfbegriffe von einer real existierenden Wirklichkeit entfernt haben und wie absurd hier oftmals vermenschlicht wird.
Ebenso verhält es sich für den missverständlichen Begriff der „Freiheit“. Ein Tier will in der Regel, dass seine Bedürfnisse, wie Nahrung und Unterschlumpf, befriedigt sind, ein abstrakter Freiheits- oder Besitzbegriff ist ihnen fremd. Vermutlich ist es auch genau diese natürliche Veranlagung, die uns Menschen so zu Tieren hin zieht. Sie leben gänzlich im Rousseau'schen Sinne (natürlich ging es Rousseau dabei eigentlich um gesellschaftliche Ordnung zwischen Menschen, aber der Grundgedanke, absoluter Freiheit in einer quasi paradiesischen Natur ist derselbe). Also einem Zustand absoluter Unbeschwertheit, frei von Besitz, Macht und Arglist. Wir Menschen sind dagegen in unserem Alltag gefangen und durch die gesellschaftliche Ordnung mehr oder minder gezwungen uns jeden Tag mit nicht-natürlichen Dingen zu beschäftigen, oft geleitet von Materialismus, Besitz und Konkurrenz... da ist es umso verständlicher, dass der Mensch Heimtiere als Quell natürlicher Ordnung, ein Stück „heile Welt“, beherbergt. Tiere und Natur erden uns, geben uns Ruhe und verlangen dabei so wenig und sie sind immer ehrlich. Wer kann dass schon von Menschen sagen?!
Tiere gehören zum Menschen und zum Mensch sein dazu, denn nur durch sie haben wir konstant eine Verbindung zu unseren natürlichen Wurzeln und vergessen nicht, dass auch wir natürliche Wesen sind. Es ist also nicht so, dass Menschen Tiere „gefangen halten“, es ist so, dass Menschen Tieren „Lebensräume“ geben, damit wir selbst nicht verlernen was Freiheit ist.
Gerade am Beispiel der Terrarisik wird dies sprichwörtlich, so dass man durchaus von einer „Arche Noah-Terraristik“ reden kann, denn jeder künstliche Lebensraum, der ein Mensch einem Tier zur Verfügung stellt, hilft der Art zu überleben, selbst dann, wenn der ursprüngliche Lebensraum nicht mehr vorhanden ist. Aber auch die Aquarisitk und Vivaristik hat in den letzten Jahrzehnten viele Arten vor dem endgültigen Verschwinden gerettet und wie es aussieht, stehen wir bald wieder vor einer großen Welle des Aussterbens. Vermutlich wird die Menschheit irgendwann begreifen, dass wir alle nur profitieren können, wenn wir Arten schützen und Natur erhalten, aber bis dahin, müssen diese Arten erhalten werden. Für manche Arten hat man zu spät bemerkt, dass nur gezielte Nachzucht die Art erhalten kann, wie den Tasmanischen Tiger oder den chinesischen Flussdelfin. Doch auch kleine Arten haben es heute schwer zu überleben und sind auf die Hilfe des Menschen angewiesen, wie man am Beispiel des Grottenolm sehen kann. Ideologische Kämpfe und Kampfbegriffe, sowie der Generalverdacht unter denen Tierhalter heute stehen, werden nichts zum Schutz der Tiere und zur Arterhaltung beitrag. Tierhaltung und gezielte Nachzucht bedrohter Tierarten dagegen sehr wohl. Man sieht also, dass der Begriff „in Gefangenschaft“, irreführender nicht sein könnte.
Im Falle des Tasmansischen Tigers scheint es aber Hoffnung zu geben, so mehren sich in den letzten Jahren Sichtungsberichte. Wir können gespannt sein, wie die Menschheit reagiert, wenn er nach 80 Jahren zurückkehrt. Sicher sein dürfte jedoch und dass geht vollkommen analog zu den Maßnahmen, die wir auch beim Grottenolm ergriffen haben, dass es Programme für gezielte Nachzucht braucht. Hier wird auch die Erfahrung langjähriger Tierhalter zum Einsatz kommen, die oft wahre Pionierarbeit leisten bei der gezielten Nachzucht bedrohter Arten.
Quelle u.a.
Freiheit und Gefangenschaft von Tieren:
http://zoos.media/medien-echo/zoo-tiere-gefangenschaft/
Vom Aussterben gerettete Tiere:
https://www.tierwelt.ch/news/wildtiere/dutzende-arten-vor-dem-aussterben-gerettet
Tierrechtler, Streit um Urheberrecht eines Affen:
Juristische Defintion von Anspruch und Willenserklärung:
https://www.juraforum.de/lexikon/anspruch
Rousseau und der Naturzustand:
http://www.naturphilosophie.org/naturzustand/
Chinesischer Flussdelfin:
https://de.whales.org/wale-delfine/artenfuehrer/baiji/
Tasmanischer Tiger:
Grottenolm:
16.2.2020 Herne II ? Oder die Frage nach der Verhältnismäßigkeit
Wieder eine „Horrormeldung“, gar von einem „Albtraum“ ist die Rede. Wieder eine Giftschlange in Köln entwichen, ein Tier bei dem der die „Bissfolgen […] tödlich enden“ könnten. Man fühlt sich an Herne erinnert (nicht nur in einschlägigen Berichten wird darauf hingewiesen), doch bei näherer Betrachtung des Falls stellt sich der Vorfall nicht ganz so dramatisch dar.
Wir können durch den Vorfall aber mal wieder eine Menge lernen. Da ist die sehr emotionale Darstellung populistischer Medien, die praktisch gar nicht mehr journalistisch recherchieren und dadurch auch Falschbehauptungen aufstellen. Dann gibt es die Beteiligten, die den Fall wirklich kennen, namentlich die Feuerwehr Köln, die am Einsatz beteiligt war und nüchtern berichtet, aber wie zu erwarten ganz anders, als einschlägige Populärmedien. Und nicht zuletzt stellt sich für den kritischen Beobachter die Frage nach der Verhältnismäßigkeit in der Darstellung und die Frage, ob überhaupt noch nach objektiven Vergleichskriterien (z.B. Tödlichkeit/Gefährlichkeit) oder subjektiven, empfundenen Kriterien (z.B. Ängsten), unterschieden wird. Wurde hier der Versuch unternommen aus einer Mücke einen Elefanten zu machen? Und warum springen selbst Mitglieder der Terraristik-Szene auf den „Empörungszug“ auf, ohne sich offenbar näher mit dem Thema befasst zu haben?
Betrachten wir zunächst einmal nüchtern, die nach aktuellem Stand gesicherten Fakten: Am Sonntag ist in Köln-Klettenberg einem Giftschlangenhalter eine minder-giftige Schlangen entkommen (warum diese Bezeichnung gerechtfertigt ist, sehen wir weiter unten). Der Halter hatte seine Tiere angemeldet und laut Kölner Veterinäramt sei der Halter „vorbildlich“. Er tat dass absolut richtige, erst selbst zu suchen und nach kurzer Zeit den Vorfall zu melden und um Hilfe zu bitten, worauf hin die Anwohner informiert wurden, die Kölner Feuerwehr zur Hilfe kam. Man suchte nun verstärkt, stellte Fallen auf und schon einen Tag später könnte Entwarnung gegeben werden, da das Tier gefunden wurde und offenbar den Raum nie verlassen hatte. Faktisch gab es keine Gefährdung Dritter und der Vorfall wurde nur durch die Übervorsicht und den verantwortungsvollen Umgang des Halters überhaupt bekannt. Damit kam er seinen Pflichten vorbildlich nach. Hätte er den Vorfall nicht seiner Sorgfaltspflicht entsprechend gemeldet, hätte wohl niemand etwas bemerkt.
Kaum wurde bekannt, dass eine Giftschlange vermisst wird, überschlugen sich die reißerischen Schlagzeilen, von „Giftschlangen-Alarm“ war die Reden und von einem „Horror für Kölner Mieter“, gar von einem „Albtraum“ und natürlich durfte der Hinweis auf das neue NRW GiftTierG nicht fehlen. Die Botschaft: „Gut dass es endlich ein Verbot gibt. Auch seriöse Halter können die Gefahr nicht kontrollieren und selbst die Veterinäre irren, wenn sie eine gut Anlage bescheinigen. Das muss endlich und endgültig verboten werden.“
Man wird das Gefühl nicht los, dass hier nicht journalistisch sauber gearbeitet und berichtet wird, sondern politischer Aktivismus federführend ist. Dieser Verdacht erhärtet sich nicht nur durch die äußerst populistische Darstellung, die offenbar nur Klicks generieren soll, sondern auch durch das gezielte Weglassen von Informationen, die bei nüchterner Betrachtung ein ganz anderes Bild ergeben. Dabei haben sich sogar einige dicke Fehler eingeschlichen, die die Schlussfolgerung komplett verzerren (Fakenews könnte man sagen – egal ob beabsichtigt oder nicht).
Da wird beispielsweise behauptet die „Bissfolgen“ könnten „tödlich enden“ mit gleichzeitigem Verweis auf eine „Südafrikanische Korallenschlange“. Offensichtlich wurde hier eine vergleichsweise harmlose Art (Aspidelaps Lubricus) mit ihren nah verwandten Korallenschlangen aus Südamerika verwechselt. Einige Vertreter, wie Micrurus Lemnscatus tragen zwar auch den populären Beinamen „Korallenschlange“, sind aber im Gegensatz zu ihren afrikanischen Verwandten erheblich giftiger, denn deren Bisse können bei ausbleibender Behandlung tatsächlich zum Tod führen.
Südafrikanische Korallenschangen sind dagegen bei Giftschlangenhaltern beliebte Terrarientiere, auch weil sie als minder-giftig gelten (ein Begriff den Giftschlangenhalter zwar nicht gerne hören, der aber im Vergleich mit Kobras und Mambas offensichtlich wird). So sind einige Bissberichte gut dokumentiert und Todesfälle praktisch nicht bekannt, weshalb es auch keine Antiseren zur Behandlung gibt. Im Gegensatz zum reiz-unterbrechenden Giften, wie dem von Mambas etwa, die zu einem Versagen der Atemsysteme und anschließendem Erstickungstod führen, handelt es sich bei dem Gift von Aspidelaps Lubricus um ein reiz-veränderndes Gift, was zu vorübergehenden Kopfschmerzen und Übelkeit führt oder anderen leichten Symptomen. Einige Unterarten gelten allgemein als stärker in ihrer Giftwirkung, aber auch hier sind keine Todesfälle bekannt und es gibt kein Serum. Dokumentierte Fälle von Bissverletzungen reichen von Schwellung und Juckreiz bis zum symptomlosen Verlauf. Man kann also mit Recht feststellen, dass die Behauptung eines tödlichen Verlaufs hier irreführend ist.
Einzig die Kölner Feuerwehr gab hierzu eine zutreffende Einschätzung ab, wo nach mit nur „leichten- bis mittelschweren Reaktionen auf einen Biss zu rechnen“ sei. Weiter wurde richtiger Weise betont, dass „aktuell keine Gefährdung für Anwohner“ bestehe. Unterschiedlicher könnten die Darstellungen kaum sein.
Es stellt sich nicht zuletzt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, wenn man sich beispielsweise die Gefährlichkeit von Katzenbissen vor Augen führt. Die Gefahr einer Infektion läge laut „Veterinär Spiegel“ bei bis zu 80%, in deren schlimmsten Verlauf eine Blutvergiftung drohe. Aber auch Infektionen wie Tollwut sind eine reale Gefahr, wie ein Todesfall aus dem Jahr 2018 in England zeigte. In Deutschland seien dagegen Amputationen von Fingern als Folge eines Katzenbisses mit ungünstigem Verlauf nicht selten und kommen durchaus vor, laut einem Bericht von Service Medical. Also dokumentierte Todesfälle und schwere körperliche Schäden die bei Katzenhaltung durchaus hingenommen werden, im Vergleich mit einer minder-giftigen Schlangen für deren Bissverletzungen milde bis symptomlose Verläufe gut dokumentiert und Todesfälle praktisch nicht bekannt sind. Hier stellt sich durchaus die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Wird hier eine Mücke zu einem sehr großen Elefanten ausgeblasen? Was ist mit Reitunfällen die knapp 20 Todesfälle pro Jahr fordern und warum ist dass keine Schlagzeile wert oder 16 Todesfälle durch Bienen und Wespen? Müsste man nicht die Imkerei streng regulieren?
Zuletzt stellt sich die Frage, warum selbst einige Terrarianer auf den Zug der Empörten mit aufspringen. Indirekt ist die Frage oben schon beantwortet. Medien schaffen es Vorfälle geschickt darzustellen und verfälschen Inhalte durch Weglassen. Man spricht von „Framing“, also „Rahmung“. Ein Sachverhalt wird durch die Rahmung oder Darstellung ein bestimmter Beigeschmack gegeben. So erzeugen die Schlagzeilen den Eindruck von Panik, was sich nach den Berichten der Feuerwehr die am Einsatz beteiligt war, so nicht darstellt. Das Tier wurde gezielt gefährlicher dargestellt als es ist. Dass der Halter alles richtig gemacht hat wurde nicht erwähnt und dass es sich am Ende um einen Fehlalarm handelte, denn das Tier hat den Raum offensichtlich nie verlassen, ebenso wenig. Auch die Verbindung zum Vorfall von Herne ist mehr als unsachlich, da es sich hier weder um eine Kobra handelte, die tatsächlich über ein sehr potentes Gift verfügt, noch um ein tatsächlich entlaufendes Tier. In Herne versagte neben der Behörde, der der Halter einschlägig bekannt war, auch der Halter selbst (er hatte den Vorfall zu spät gemeldet). In Köln hat der Halter alles richtig gemacht, auch in der Verständigung der Behörden.
Der Hauptgrund für die Empörung aus der Terraristik in den sozialen Netzen dürfte die Angst vor weiteren Verboten sein. Die Angst ist nicht unbegründet, doch verkennen die Meisten, dass es längst keine Anlässe mehr braucht um Panik zu schüren und so einer breiteren Öffentlichkeit neue Totalverbote schmackhaft zu machen, wie ein Vorfall in einer Bochumer Kita vor knapp 3 Wochen zeigt. Eine Schlangenhaut ohne Schlange schürte künstlich Panik, ohne dass ein reales Tier daran beteiligt war. Viele Terrarianer denken derweil ziemlich kurzsichtig und egoistisch, frei nach dem Motto „Dass sollte man verbieten, Hauptsache es betrifft mich nicht.“, also nach dem römischen Prinzip, „teile und herrsche“. Es ist sehr verlockend sich als nicht-Gifttierhalter, moralisch überlegen zu fühlen, aber äußerst kurzsichtig, denn auf der Agenda der politischen Ideologen steht die komplette Abschaffung der Terraristik und am Ende auch der Tierhaltung (das Beispiel Norwegen zeigt, dass sich selbst die größten Absurditäten durchsetzen lassen, wenn man es mit einer unaufgeklärten Öffentlichkeit und zu tiefst zerstrittenen Terrarianergemeinschaft zu tun hat). Erst die Giftschlangen, dann die Würgeschlangen, dann alle Reptilien und Wirbellose und am Ende alle Tiere. So geht die Freiheit Stück für Stück zu Grunde. Der vorauseilende „Gehorsam“ der empörungs-willigen Terrarianer wird sie auch nicht vor Repressionen schützen, dass müssten sie eigentlich mittlerweile begriffen haben, denn dafür reicht ein kleiner Blick über Deutschland hinaus. Verbote versucht man mittlerweile mit allen Mitteln durchzudrücken, mal über die EU (angeblich invasive Arten ohne belastbare Zahlen), mal über den Artenschutz (Nachzuchten die noch nie die Natur gesehen haben, zu Tode regulieren, bis die Halter entnervt die Schnauze voll haben und ganze Arten aussterben, weil die gezielte Nachzucht zu aufwendig ist und die Behörden zu viele Steine in den Weg gelegt haben – natürliche Lebensräume gibt es oft schon nicht mehr ) oder über sog. Gefahrtiergesetze. Abgesehen von der Tatsache, dass die subjektive, emotionale Empfindung über die „Gefährlichkeit“ gewisser Tiere, gar nichts mit der messbaren Realität zu tun hat (und dass lässt sich in Zahlen recht gut belegen), gelten diese Gesetze mittlerweile als verfassungsmäßig hoch umstritten, wie das Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung von 2018 gut belegt.
Es bleibt abzuwarten, ob die Terraristik endlich erwachsen wird und sich nicht mehr durch jede populistische Schlagzeile blenden lässt oder am Ende doch untergehen wird. Das ganze kann mit Blick auf die politische Agenda der Grünen schneller gehen als man denkt (da steht die Verbotsforderung explizit im Grundsatzprogramm und sie sind nicht die einzigen). Zu Erinnerung: Wir befinden uns in einem Wahljahr und es sieht aktuell nicht gut für uns aus. Politische Stimmungsmache in den Medien, die ideologisch den Verbotsparteien nahestehen, wie im vorliegenden Fall, könnten eine breite und unaufgeklärte Öffentlichkeit leicht von einem Verbot überzeugen. In NRW ist dies diesmal auf Initiative von CDU und FDP Realität geworden. Wir sehen ziemlich düsteren Zeiten entgegen, aber dass scheint bisher noch kaum einem Streithahn in den „sozialen Netzen“ wirklich klar zu sein.
Quellen u.a.
Berichte in Populärmedien:
Vergl. Köllner Feuerwehr:
https://www.facebook.com/feuerwehr.koeln/
A. Lubricus:
http://www.terrariengemeinschaft.de/tiere/kapkorallenschlange
https://www.snakeparadise.ch/index.php/aspidelaps-l-lubricus
http://www.gifte.de/Gifttiere/aspidelaps_lubricus_lubricus_biss.htm
Korallenschlange:
https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/korallenschlangen/37066
Micrurus Lemniscatus
https://www.goruma.de/tiere/reptilien/giftschlangen/micrurus-lemniscatus-korallenschlange
Katzenbisse:
https://www.fr.de/panorama/mann-wird-von-katze-gebissen-wenig-spaeter-ist-er-tot-zr-10616927.html
https://www.service-medical.de/richtiger-umgang-mit-bissverletzungen-in-der-veterinaermedizin/
14.2.2021 Panik in Kita, Schlangenhaut ohne Schlange
Ein Meisterstück wie man Panik ohne triftigen Grund verbreitet lieferte vor ein paar Wochen ein Vorfall in einer Bochumer Kita, mit einer überzogenen Reaktion mit der sich die Verantwortlichen gleich in mehrfacher Hinsicht lächerlich gemacht haben. Wieder mit dabei die üblichen Verdächtigen aus dem Grünen-nahen Medien-Spektrum, die außer Panik zu schüren, wieder einmal nichts konstruktives Beitragen konnten und deren Geschreibsel mal wieder klar stellt, dass man qua Unfähigkeit in Recherche oder schierem Desinteresse am Thema, mit der Tätigkeit des Journalist*Innen, wahrlich den Beruf verfehlt hat.
Dieser Artikel erscheint bewusst 14 Tage später, denn Stand heute wurde kein Reptil gefunden, was man sich aber auch vormals schon hätte denken können, denn es scheint eine offensichtliche und äußerst logische Erklärung für die „gefundene Schlangenhaut“ zu geben, nur wäre diese keine Schlagzeile wert gewesen und hätte nicht den (offenbar) erwünschten Panik-Effekt mit Feuerwehreinsatz gehabt.
Am 26. Januar überschlugen sich die Meldungen, wonach die Feuerwehr in Bochum nach einer „großen Würgeschlange“ suchte. Eine Kita wurde am Vortag geschlossen, nachdem eine Mitarbeiterin im Keller eine Schlangenhaut gefunden hat. Sofort fühlt man sich an den Vorfall von Herne erinnert. Hat hier wieder ein Wahnsinniger eine Kobra wohl möglich noch absichtlich ausgesetzt? Sofort werden kompetente Experten herangezogen. Ihr Urteil: Nein, es handelt sich vermutlich nicht um eine Giftschlange, aber vermutlich um einen Teppichpython, ein Reptil, dass dem Vernehmen der Schlagzeilen zu Folge, nur darauf warte, ein arglosen Menschen zu beißen, der es wagt nur in seine Nähe zu kommen. Dieser sei zwar nicht giftig, aber der Biss dieses geschätzt 1,5m langen Reptils, sei dennoch äußerst schmerzhaft. Vermutlich würde er einen nicht töten, aber man müssen wohl damit rechnen sich vor Schmerzen krümmend zu winden und wer weiß, vielleicht ist ja der Blutverlust gar tödlich.... (jedenfalls wenn man aus dem Kontext schließt)
Fieberhaft durchsuchten Einsatzkräfte unter Lebensgefahr den Keller, bis man 2 Tage später am 28.Januar ernüchternd feststellen musste, dass das totbringende Reptil nicht mehr zu gegen sei und man nun gezwungen sei, allen Gefahren zum Trotz die Kita wieder aufzumachen....
Satire mal außen vor gelassen. Jetzt mal Klartext. Die Schlangenhaut wurde am 25.Januar in einer Kiste im Keller der Kita gefunden. Man kann also davon ausgehen, dass sie dort von einer (vermutlich ehemaligen) Mitarbeiterin hineingelegt wurde, denn Kinder fahren auf Schlangen und Schlangenhäute ab, dass weiß jeder der schon mal mit Kindern zu tun hatte (da sind sie oft deutlich aufgeschlossener als ihre Eltern). Ob in der Schule oder Kita, Schlangen und ihre Häute faszinieren und nicht selten hat ein Schlangenhalter auch mal eine Haut über oder gar soviele, dass er sie Schulen und Kitas schenkt (mir sind selbst einige Fälle bekannt). Der hohen Fluktuation die heute leider üblich ist in den meisten sozialen Einrichtungen und eben auch Kitas, sei Dank, landen solche Dinge oft im Keller. Die Kollegin, die die Haut mitbrachte, wohl möglich von ihrem eigenen Haustier, arbeitet schon lange nicht mehr da und wenn irgend jemand diese Haut dann Jahre später findet und noch die Schreckensmeldungen von Herne im Hinterkopf hat, ist die sinnfreie Panik perfekt. Einzig die Frage sei erlaubt, wieso eine Schlange sich in einer trocken Kiste häuten sollte und warum die Haut dann fein säuberlich ausgerollt, nicht eingerollt, wie Schlangen normaler Weise ihre Häute zu hinterlassen pflegen, vorgefunden wurde? Und warum haben dass die „Experten“ nicht erkannt?
Der Biss einer 1,3 bis 1,5m lange Würgeschlange sei schmerzhaft? Vermutlich ist der Urheber dieser Aussage selbst noch nie gebissen worden, denn (und auch dass wüsste ein jeder Würgeschlangenexperte zu sagen, der diese Tiere tatsächlich hält und auch mal gebissen wurde) man merkt den Biss praktisch kaum. Die meisten Würgeschlangen kommen in tropischen Gebieten, bzw. Feuchtsavannen vor und brauchen für eine optimale Häutung am Stück, wie sie laut veröffentlichten Fotos hier vorlag, eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, wie man sie keines Falls im Winter in einem Gebäude vorfindet. Nicht selten liegt die Luftfeuchte dann unter 30%, für eine optimale Häutung am Stück brauchen Würgeschlangen jedoch oft 60-80% , da sie sich sonst in Fetzen häuten und die Häute als solche kaum mehr zu erkennen sind. Auch dass hätte ein echter Experte wissen müssen. Es stellt sich also die Frage, warum man einen Feuerwehreinsatz auslöst, die Kita für 2 Tage schließt und sich in einschlägigen Digitalmedien mit Schlagzeilen, die reißerisch und inhaltsleerer kaum sein könnten, überbietet.
Auch die Behauptung man könnte die genaue Art nicht bestimmen, ist nicht nur falsch (Schuppenzählen ist eine herpetologische Methode der Artbestimmung, die schon seit Jahrzehnten eingesetzt wird), sondern zeigt auch, dass bei den einschlägigen „journalistischen Qualitätsartikeln“ mal wieder einer vom anderen abgeschrieben hat, ohne auch nur 5 Minuten Zeit für eine Google-Recherche zu investieren. Das Teppichpythons bei Schlangenhaltern beliebte und gar nicht so seltene Haustiere sind hätte man ebenso herausfinden können, wie die Tatsache, dass ein Teppichpython mit 1,3 bis 1,5m vermutlich kein ausgewachsenes Tier sein wird.
Dass eine perfekt ausgerollte und trockene Schlangenhaut, fein säuberlich in einem Karton verstaut, nicht zu einem eben entlaufenen Tier gehören kann, hätte man durchaus sofort erkennen können. Es stellt sich die Frage warum niemand auf den Gedanken gekommen ist, mal ehemalige Kolleginnen abzutelefonieren, vielleicht hätte sich die Sache leicht geklärt, oder warum ein „Experte“ (was auch immer ihn dazu macht, fachliche Kompetenz vermutlich nicht) die Zeichen nicht erkennt, dass es sich um eine trockene und ausgerollte Haut handelt und natürlich auch nicht zu vergessen die Mediengeier, die mit Schlagzeilen versuchen Klicks zu erzeugen, aber keine Sekunde in Recherche oder die gute alte (wahrlich) journalistische Tugend aufwenden, gute Fragen zu stellen und letztlich zu erkennen, dass hier so einiges nicht zusammen passen kann. Drei „Instanzen“ haben hier völlig versagt, aber beim unbedarften Leser wird mal wieder im kollektiven Gedächtnis hängen bleiben, dass die Reptilenhalter am Ende doch alle „die Bösen“ sind, die gefährliche Tiere in die Nähe unschuldiger Kinder bringen. Die unterschwellige Botschaft dieser „journalistischen Meisterleistung“ ist kaum noch zu unterbieten. Bravo!
(Ich bin mir der Ironie bewusst, dass sich hier manch einer durch die blanke und nüchterne Nennung der Fakten beleidigt fühlen mag. Wahrlich, Moralterror ist eine Inkompetenzkompensierungskompetenz.)
Quellen u.a.
https://www.mdr.de/brisant/schlange-python-kita-bochum-feuerwehr-suche-100.html
3.2.21 Sensation: Kleinstes Chamäleon der Welt entdeckt (bevor es ausgestorben ist)
Eine Sensation, auf Madagaskar wurde das "Brookesia nana" entdeckt, dass nach aktuellem Stand, kleinste Chamäleon der Welt. Ein zweifacher Glücksfall. Erstens, dass es überhaupt entdeckt wurde und zweites, dass man es entdecken konnte, bevor es ausstirbt. Madagaskar ist ähnlich wie Südamerika stark von Lebensraumzerstörung betroffen und es lässt sich nur spekulieren, wie viele Arten schon verschwunden sind, bevor wir sie überhaupt entdecken haben. Gerade private Tierhalter, egal ob in der Terraristik oder Aquaristik, haben in den letzten Jahrzehnten einen großen Erfolg bei der gezielten Nachzucht bedrohter Tierarten gehabt.
(Bild: Nicht das Brookesia nana, aber ebenso faszinierend. Chamäleons sind bei Reptilienhalten beliebte Haustiere, ihre Nachzucht gelingt mittlerweile regelmäßig.)
Ein Beispiel dafür ist der China-Alligator, wo es heute mehr Tiere in Menschenhand gibt, als in freier Natur. Der Hauptgrund dafür ist Lebensraumzerstörung, denn nicht selten gibt es die natürlichen Lebensräume gar nicht mehr und es bleibt uns nichts anderes übrig als die Tiere gezielt nachzuzüchten, bevor sie endgültig von unserem Planeten verschwinden. Zoos und Zoologische Einrichtungen leisten hier seit Jahrzehnten großartiges, doch wächst die "rote Liste" der bedrohten Arten so rasant, dass man kaum noch hinterher kommt. Genau hier kommen oft engagierte Hobbyzüchter ins Spiel und leisten nicht selten ihrerseits Pionierarbeit was gezieltes Nachzüchten betrifft und dass überaus erfolgreich. Einige Arten dürfte es mittlerweile nur noch in Menschenhand geben und dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren auch erheblich verstärken. Die Aquaristik und die Terraristik, ob in großen Zoos und Zoologischen Einrichtungen, oder im heimischen Wohnzimmer ist längst zu einer "Arche Noah" für alle Arten bedrohter Tiere geworden.
Leider gibt es auch viele Arten für die es bereits zu spät ist, wie den Tasmanischen Beutelwolf. Seine gezielte Ausrottung verdanken wir vor allem medialen Kampagnen vor etwas über 100 Jahren (welch Parallelen zur heutigen Anti-Exoten-Lobby, wo man auch vornehmlich bekämpfen möchte was man nicht versteht und sich nicht aufklären lassen will). Hätte es damals schon so engagierte Artenschützer wie heute gegeben, oder wäre der Beutelwolf, 40 Jahre später dran gewesen (das letzte Exemplar starb in den 1930ern), dann hätten wir heute noch Nachfahren dieser außergewöhnlichen Art. Die Liste liese sich noch unendlich fortsetzen, doch eines ist sicher: Das Artensterben geht weiter und sicher ist auch, dass engagierte Tierhalter weiterhin an der gezielten Nachzucht bedrohter Arten arbeiten werden, egal wie viel Widerstand ihnen von der Politik dabei auch entgegenkommt, denn allem "green-washing" zum trotz, leisten Tierhalter aller Art hier mehr als der Regulierungswahn der Politik, dem es offenbar nicht um Artenschutz geht (wer es nicht glaubt kann ja in der aktuellen Lockdown-Situation mal fragen, bei wie vielen Zoos und Zoologischen Einrichtungen - auch die privaten, die die Behörden immer unterstützen, schon die versprochenen Finanzhilfen angekommen sind, aber hey, die CO2-Steuer ist seit dem 1.1.21 Realität, dass kann die Politik wieder gut. Ob es einen Nutzten für die Natur bringt?
Wer weiß, aber wen interessiert dass auch schon?).
Quelle u.a.
23.1.21 Tierhaltung in Berlin bald komplett verboten?
Die Rot-Rot-Grüne Landesregierung in Berlin ist ja immer für einen Skandal gut, aber jetzt dürften sich die Halter exotischer Haustiere und vermutlich auch alle anderen Tierfreunde warm anziehen, denn es erwarten sie eisige Zeiten. Die Landesregierung in Berlin hat einer bekannten radikalen Tierrechtsorganisation mit zweifelhaftem Ruf, 2 von 3 Sitzen in der Senatsverwaltung zugesprochen und ihnen nebenbei auch Verbandsklagerecht eingeräumt. Damit haben radikale Tierrechtler künftig die Möglichkeit, solange gegen eine Verordnung zu klagen, bis sie ihnen passt. Konkret bedeutet dass, wird z.B. eine Gefahrtierverordnung erlassen, die bisher nur wenige Tiere umfasste, kann künftig dagegen geklagt werden bis praktisch alle Reptilien oder Exoten darauf stehen und als "gefährliche Tiere" eingestuft und verboten sind.
Damit bewegt sich die Rot-Rot-Grüne Landesregierung ein weiteren Schritt weg vom Rechtsstaat, denn selbst die aktuelle Gefahrtierverordnung ist eigentlich nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar. Dazu gab es im Jahr 2018 ein umfassendes Rechtsgutachten zur Heimtierhaltung. In Berlin war es ein gewisser Herr Behrendt von den Grünen, der wesentlich für dass diskriminierende Anti-Exotengesetz verantwortlich war. Die Nähe der Rot-Rot-Grünen Landesregierung zu Radikalen Organisationen, auch aus dem Tierrechtsmilieu ist ja bekannt, da hilft es auch nichts, wenn man sich selbst ständig selbst den Titel "für Antidiskriminierung" verleiht. Ein Justizsenator für "Antidiskriminierung", der ein diskriminierendes und Grundgesetzwidriges Anti-Exotengesetz erlässt. Eine Senatsverwaltung für "Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung", die radikalen Tierrechtlern, die für härteste Diskriminierung bekannt sind, 2/3 aller Sitze zuschiebt, ja, da muss man wohl auch "Justiz" und "Verbraucherschutz" mit in Anführungszeichen setzen. Nicht zuletzt deswegen, weil vor nicht mal 2 Jahren eine Reihe von Petitionen und ein Vorstoß der FDP gegen Straftaten von Tierrechtsorganisationen, gescheitert ist. Damals unter dem Motto "Straftaten und Gemeinnützigkeit" schließen sich aus, reichte die FDP im Bundestag einen Gesetzesentwurf ein, da vor allem radikale Tierrechtsorganisationen Straftaten befürworten und trotzdem Allgemeinnützigkeit besitzen, also horrende Steuervorteile genießen. Unterstützt wurde der Antrag von gleich zwei großen Petitionen. Der erste über die Plattform OpenPetition, aber weil es der Bundesregierung nicht genehm war, musste die Petition noch mal über die Seite des Bundestages wiederholt werden, wieder waren am Ende mehr als 50.000 Stimmen zusammengekommen, also genau soviel wie nötig sind, damit sich der Bundestag mit dem Thema beschäftigen muss.
Passiert ist danach leider nichts. Der Bürgerwille zählt eben nichts. Berlin hat diesen Organisationen, die gestern noch zurecht in die Kritik geraten sind, jetzt auch den Status als "Tierschutzorganisation" zugestanden. Ein Skandal, wenn man weiß wie diese Organisationen arbeiten und es sei auch hier noch mal daran erinnert, dass vor nicht langer Zeit, vom Deutschen Angelfischerverband e.V. (DAFV) Strafanzeige gestellt wurde, weil eine dieser Organisationen explizit zu Gewalt gegen Angler aufgerufen hat.
Nun werden die Radikalen in der Senatsverwaltung auch noch institutionalisiert, ein Skandal, der es wirklich rechtfertigt hier nicht mehr nur "Antidiskriminierung" in Anführungszeichen zu setzten, sondern auch "Verbraucherschutz" und ja auch "Justiz", denn rechtsstaatliche Strukturen werden hier weiter ausgehöhlt.
Gerati (Organisation gegen Radikalen Tierschutz), hat nun Verfassungsbeschwerde eingereicht und die Chancen stehen gar nicht schlecht, dass dem stattgegeben wird, doch es stellt sich weiter die Frage, wieso dieser Schritt überhaupt notwendig ist, denn eigentlich dürfte es soweit gar nicht kommen in einem funktionierenden Rechtsstaat.
Quelle u.a.
Gerati:
Gefahrtierverordnung Berlin:
https://www.parlament-berlin.de/ados/18/IIIPlen/vorgang/verordnungen/vo18-033.pdf
Artikel Verbote:
https://www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/aufgaben/tierschutz/gefaehrliche-tiere/
Gutachten zur Heimtierhaltung:
Tade Matthias Spranger: Heimtierhaltung und Verfassungsrecht, Lit Verlag, Berlin 2018
Strafanzeige vom Angelfischerverband:
18.1.21 Lebensraumzerstörung bleibt immer noch Grund Nr. 1 für Artensterben und die Doppelmoral der Umweltschutz-Eliten
Von 2004 bis 2017 wurde nach Angaben des WWF eine Fläche so groß wie Deutschland und Irland zusammen abgeholzt. Die Ursachen lägen vorwiegend in der kommerziellen Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Güter gehe nach Europa. Vor allem Brasilien treibe die Privatisierung und damit Nutzbarkeit voran. Vor allem Sojafuttermittel und Rindfleisch Export in die EU trügen erheblich zur Regenwaldabholzung bei, soweit RT Deutsch.
Es ist erschreckend, dass von den üblichen Verdächtigen aus Politik und Medien dazu praktisch nichts hören und lesen ist. Bei jeder Reptilienbörse die stattfindet, schwingt man die populistische Keule über "illegalen Handel und der Natur entnommene Tiere, Artenschutz, bla bla bla", wohlwissend, dass das nicht stimmt, aber wenn 43 Millionen Hektar Regenwald für Soja-Produkte und billiges Rindfleisch vernichtet werden, ist dass keine Erwähnung wert. Passt auch irgendwie dazu, dass 2/3 der europäischen Kleinbauern in den letzten 20 Jahren ihre Betriebe aus Kostengründen aufgegeben haben (Bauernsterben), weil der Preisdruck von Übersee zu groß ist. Lieber transportieren wir Regenwaldvernichtende Lebensmittel um die halbe Welt und führen im eigenen Land eine verlogene Klimadebatte, ob man den Verbrennungsmotor nicht gänzlich verbieten sollte. Die CO2 Steuer als ersten Vorboten haben wir ja schon, wie jeder der in letzter Zeit tanken war, gemerkt haben sollte (übrigens ist diese Steuer ohne Zweckbindung, d.h. es fließt vermutlich kein Cent in den Umweltschutz). Doppelmoral im Jahr 2021.
Quelle: RT-Deutsch
16.1.2021 Grüne wissen nicht was Cites ist
Am 8.9.20, also zu Hochzeiten der Corona-Krise, wo die Ablenkung mal wieder am größten war, reichte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag einen Entschließungsantrag (Drucksache 18/7353) ein, der den Exotenhandel regeln und „Artenschutz“ gewährleisten soll.
Seltsam, der 1. April ist doch noch etwas hin... Den Grünen scheint nicht bewusst zu sein, dass wir ein solches Abkommen bereits haben und dass nicht auf Bundesebene, nicht auf EU-Ebene, sondern sogar weltweit. Es nennt sich Cites, bzw. Washingtoner Artenschutzübereinkommen und trat am 1.Juli 1975 in Kraft! Also vor über 45 Jahren! (Wer weiß, vielleicht kommt ein Grüner Landtagsabgeordneter demnächst auf die Idee das Rad zu erfinden, dass er damit ein paar tausend Jahre zu spät ist, verraten wir ihm/ihr*Gender besser nicht ;-)
Der Antrag selbst, strotzt vor Mängeln, so wird behauptet, es würden Millionen Tiere nach Deutschland importiert und suggeriert, dies geschehe vornehmlich illegal. Zwischen geschützten und ungeschützten Tieren wird dabei nicht unterschieden. Vermutlich sind hier die geschützten gemeint, aber der Antrag ist so oberflächlich, dass dieser Sachverhalt daraus kaum hervorgeht. Schauen wir uns doch mal an wie es bei den lebenden Reptilien aussieht, die sind in der Regel geschützt.
Dabei erfasst das BfN die Zahlen recht genau und so kamen zwischen 2014 und 2019 im Durchschnitt 58.715 lebende Reptilien nach Deutschland (also selbst bei einer Million ein Fehler vom Faktor 17 !). Das BfN weißt außerdem aus, das rund 92% der importierten Reptilien Nachzuchten aus Menschenhand sind. Der viel größere Anteil, an die 100.000 sind Fische, meist Farmzuchten und Wirbellose, die in der Regel nicht geschützt sind, weil sie sehr zahlreich vorkommen und Naturentnahmen praktisch keinen Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht haben, ganz im Gegensatz zur Lebensraumzerstörung (E10, Soja, Palmöl und Co. lassen grüßen).
Auch die Aquarianer werden diesmal scharf attackiert. Wie groß der Anteil an Nachzuchten ist, verschweigt man bewusst. Weiter wird eine Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes zitiert, also einer ideologischen Vereinigung, die in der Vergangenheit schon oft durch unseriöse Behauptungen und fragwürdige Zahlen aufgefallen ist. Richtig ist, dass Tierheime tatsächlich in der Regel nicht in der Lage sind, Reptilien aufzunehmen, nicht erwähnt wird jedoch, dass dafür auch keine öffentlichen Gelder bereit gestellt werden und große Auffangstationen in der Regel aus privaten Spenden finanziert werden oder – und dass will man erst recht nicht zugeben – Fundtiere in der Regel von engagierten, privaten Tierhaltern (Terrarianern), auf eigene Kosten aufgenommen und versorgt werden.
Zum Ende wird noch suggeriert, das SARS-CoV-2-Virus sei dem Tierhandel entsprungen, dabei müssten selbst die Grünen wissen, dass diese Virengruppe seit weit über 20 Jahren bekannt ist. Die Funktion ist hier offensichtlich, den Haltern sog. Exotischer Haustiere, indirekt die Schuld für das Chorona-Chaos anzudichten. Einen stichhaltigen Beweis gibt es für diese und andere Behauptungen nicht. Wilde Spekulationen, Mutmaßungen und fachliche Ungenauigkeiten dagegen zuhauf.
Jetzt hat sich auch der DGHT und der VDA zu Wort gemeldet. Neben einem Exkurs in Sachen Artenschutz (wofür wird ein Abgeordneter bei Bündnis 90/Die Grünen eigentlich bezahlt?) , wurde richtig gestellt, dass Zoonosen, also die Übertragung von Krankheiten von Tier auf Mensch eine Seltenheit sind – SARS-CoV hin oder her. Dass wir den §2 Tierschutzgesetz haben, scheint offenbar auch keinem der Antragsteller bewusst gewesen zu sein – also der wichtigste Teil des Tierschutzgesetzes, über artgerechte Haltung.
Ferner belegt die Exopet-Studie eben NICHT, dass Exoten schlechter gehalten werden, sondern dass UNKUNDIGE HALTER dass zentrale Problem sind, unabhängig davon welche Tierart gehalten wird.
Auch eine Studie richtig zu lesen fällt den Grünen hier offenbar schwer. Richtiger Weise macht die Stellungnahme der DGHT und des VDA noch darauf aufmerksam, dass wir ja auch so was wie ein Grundgesetz haben und aus diesem ein Grundsatz der Gleichbehandlung hervorgeht. Es ist also schlicht Grundgesetzwidrig, Exotenhalter gegenüber den Haltern klassischer Haustiere, wie Hunden und Katzen zu benachteiligen. Ok, ja, bei den Grünen hat man es nicht so mit dem Grundgesetz oder der Herstellung tatsächlicher Gleichberechtigung, z.B. zwischen klassischen Tierhaltern und Exotenhalern.
Fazit:
Die Grünen stellen einen Antrag den keiner braucht, weil es die Gesetze schon gibt. Offensichtlich ist man einfach zu faul mal in die geltenden Gesetze zu schauen, wie das Tierschutzgesetz und von Cites hat offenbar noch nie jemand was gehört. Man stellt Behauptungen auf, die keiner seriösen Überprüfung stand halten und ist noch nicht mal in der Lage, die einzige seriöse Studie, die Exopet-Studie, die einem in die Hand fällt, richtig zu lesen. Erst VDA und DGHT stellen die Behauptungen richtig und widerlegen die Behauptungen von Bündnis 90/Die Grünen, fundiert und ehrenamtlich (also kostenlos). Man fragt sich, wofür ein Grüner Landtagsabgeordneter eigentlich ein Grundgehalt von 7.175,52€ + 1.456,95€ Aufwandsentschädigung bekommt. Dass wäre doch mal eine kleine Anfrage wert.
Quellen (soweit nicht im Text ausdrücklich genannt):
Antrag Drucksache:
https://www.landtag-niedersachsen.de/drucksachen/drucksachen_18_07500/07001-07500/18-07353.pdf
Stellungnahme DGHT & VDA:
BfN:
Niedersachsen Gehalt Abgeordneter:
3.1.2021
Nach dem Sommerloch, das Corona-Winterloch... Exotenhalter schuld an allem?
Offenbar geht den Lokalblättern der Stoff aus und wer zu feige ist sich mit der Einschränkung von Grundrechten auseinander zu setzten (oder sonst einem ernsthaften oder wenigsten halbwegs realen Thema), der hakt dann gerne mal wieder auf den Reptilienhaltern herum. Da wird eine Boa Constrictor gefunden und schon haben wir wieder eine Schlagzeile (dass am selben Tag knapp 270 Hunde und Katzen vermisst werden, verraten wir natürlich niemandem) und wie man weiß als Experte mit einem Doktor in Wahrheitologie, hat so ein Tier nichts besseres zu tun, als den ahnungslosen Passanten anzuspringen, zu beißen und sich ihm würgend und tötungssüchtig um den Hals zu legen... hinterlistig wie Schlangen halt sind.... nur gut, dass es draußen kalt war und das böse Geschöpf seinem Blutdurst nicht nachkommen konnte...
Gewiss ist man sich nur, dass das Tier "vermutlich Ausgesetzt" wurde. Woher man diese gesicherten Fakten hat, ist dem Artikel leider nicht zu entnehmen, vielleicht aus der Glaskugel gelesen oder den hauseigenen Numerologen befragt, ja dass bleibt offen.
Spaß bei Seite. Gut dass man als "Journalist" nach Zeilen bezahlt wird und nicht nach fachlicher Qualifikation, sonst würde so mancher wohl am Hungertuch nagen....
Quelle: Artikel Die Reihenpfalz
3.12.2020
Erneut Diebstahl exotischer Tiere
Wieder wurden exotische Tiere von Unbekannten gestohlen und wieder in der Harzregion, diesmal in Blankenburg. Diesmal wurden 20 Vogelspinnen und einige Schlangen aus einem Zoogeschäft entwendet, der Schaden beläuft sich auch knapp 1300€. Zuletzt erregte ein ähnlicher Fall im Jahr 2017 Aufsehen, wo im nicht weit entfernten Halberstadt sich Unbekannte mit gefälschten Ausweisen als Amtsveterinäre ausgaben und so zutritt zu einer Wohnung verschafften um Tiere "zu beschlagnahmen". Die betroffene Person selbst war nicht anwesend, sondern ein Mitbewohner händigte die Tiere in gutem Glauben aus.
Es ist hier dringend geraten keinem Zutritt zum Wohnbereich zu gewähren, sich Ausweise zeigen zu lassen, Fotos davon zu machen und dies vorher bei der zuständigen Behörde überprüfen zu lassen. Damit verweigert man keine Kooperation und hat durchaus das Recht zur Kontrolle zu einem anderen Termin.
Die Häufung der Fälle lässt durchaus vermuten, dass ein organisiertes Prinzip dahinter steckt. Radikale Tierrechler waren in der Vergangenheit für ähnliche Fälle verantwortlich. Es bleibt abzuwarten ob der Fall diesmal aufgeklärt wird.
26.11.2020
Hagebau beendet Verkauf von Reptilien, Fluch oder Segen?
Ob ein Baumarkt wirklich Reptilien verkaufen muss sei dahingestellt, problematisch ist hier leider, dass Reptilienhalter und solche die welche werden wollen, immer mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängt werden. Angefangen hat es mit Ebay-Kleinanzeigen, die keine Reptilieninserate mehr zulassen (andere Haustiere, auch gefährliche wie Hunde oder Pferde dürfen weiter verkauft werden), dann hat deine Tierwelt auf Druck von radikalen Tierrechtlern den Verkauf von Reptilien eingeschränkt (auch hier darf freilich alles andere weiter verkauft werden) und nun kann man auch bei Hagebau keine Tiere mehr bekommen. Facebook geht derweil immer radikaler gegen Reptilieninserate vor (auch bei privaten Züchtern). Viele Zooläden verkaufen mittlerweile keine Reptilien mehr, was leider nicht zuletzt am Druck einiger lauter Aktivisten liegt. Börsen werden auch mit unlauteren Schmähmitteln bekämpft. Offenbar wird immer mehr versucht die Gruppe der Reptilienhalter aus dem öffentlichen Leben heraus zu drängen, dabei gilt in Deutschland laut Grundgesetz der Gleichheitsgrundsatz, demzufolge dürfen Minderheiten nicht schlechter behandelt werden. In der Realität wird dieser Grundsatz leider mit Füßen getreten!
16.11.2020
Grüne im Verbotswahn
Leider ist es keine Seltenheit, dass politische Ideologie, wie weltfremd sie auch sein mag, am Ende Gesetz wird. Die Exotenhalter (aber eigentlich praktisch alle Tierhalter), stehen heute mit dem Rücken zur Wand. Tierhaltung ist mittlerweile ähnlich komplex regelt wie unser Steuerrecht (jeder Reptilienhalter weiß dass, TierSchG, BArtSchV, Vollzugshinweise zum Artenschutz, BMEL Haltungsrichtlinien, Gefahrtierverordnungen, Börsenverorndung, Transportverordnung usw. eine endlose Liste, bei der man eher das Gefühl bekommt, es geht hier nicht um Tierschutz oder Artenschutz, sondern um die Bekämpfung der Tierhalter). Direkte Verbote sind schwierig, da sie im Widerspruch zu unserem Grundgesetz stehen, aber seit den letzten Jahren kann man schön beobachten, wie indirekte Verbote immer mehr zunehmen (z.B. durch übertriebene Auflagen was das Ausrichten von Börsen angeht, in Österreich hat das den Börsen praktisch schon den Todesstoß versetzt und vermutlich wird Italien bald folgen). Es geht hier längst nicht mehr um Tierwohl oder Artenschutz, sondern um eine politische Ideologie, die Tierhalter mit allem Mitteln bekämpfen will.
26.8.2020
Die Linke bekämpft Tierhalter im Bundestag mit Schwindelantrag.
Als "Stimme der sozialen Gerechtigkeit" und "Beschützer von Minderheit", so sieht sich die Linke selbst gerne. Eine politische Alternative ist sie in der Realität aber schon lange nicht mehr und leider ist auch Realität hier das passende Stichwort, den der Antrag mit Drucksache 19/20551 ist ebenso an der Realität wie an den Menschen die sich betrifft vorbei. Ein generelles Verbot des Handels löst weder die Probleme des Artenschutzes, noch ist es sozial verträglich gegenüber Ländern die oft nur Naturressourcen als Rohstoff haben. Dabei gibt es Erfolgsgeschichten wie die Farmingprojekte bei Python Regius die Afrika erlauben seine Natur schonend zu nutzen und Geld ins Land zu bringen.
Wo wir übrigens beim Thema "Schutz von Minderheiten" sind, auch die Exotenhalter gehören dazu, werden aber durch Anträge wie den vorliegenden seit Jahren diskriminiert. Der Import Exotischer Tiere hat praktisch keinen Anteil am Artensterben in der Natur, Lebensraumzerstörung sehr wohl. Private Tierhaltung vor Ort zu verbieten dürfte daran praktisch nichts ändern, aber wen interessieren schon Fakten?!
Quelle: Facebook Artikel der DGHT